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Die Legende über den Tazy

In Kasachstan wohnt ein eigentümlicher Vogel, der krasnoj utkoj genannt wird. Die Kasachen nennen ihn it-ala–kaz, was in der deutschen Übersetzung soviel wie „ein bunter Hund“ bedeutet.
Beim Kasachischen Volk gibt es seit langer Zeit eine Legende über diesen Vogel und dem Kasachischen Tazy, der in seiner Heimat auch „Das heilige Geschenk Allahs“ genannt wird.
Das ganze passierte vor so langer Zeit das niemand mehr sagen kann wann genau. In seiner Kindheit bekam jeder Dorfbewohner diese Geschichte von seinem Vater erzählt und dieser hat sie wiederum von seinem Vater gehört.
Zu jener fernen Zeit erstreckte sich die Kasachische Steppe unermesslich weit, es wuchsen hier und da Saksaul Sträucher (kleiner Blattloser Strauch der Asiatischen Steppe) und im Frühling wuchs das Gras grün und saftig. Je nach Gegend weideten hier und da Herden von Hammeln oder Pferden. Manchmal überquerten Kamel Karawanen, mit ihrem monotonen klang der Glöckchen die Wüste, auf ihren hohen Höckern trugen sie Waren nach Buchara und Chiwu.
Dann wandern auch die Kasachen durch die weite der Steppe und stellten ihre geräumigen mit Filz bedeckten Jurten in der nähe der Steppenbrunnen auf.
Schon damals existierte unter den Viehzüchter – Nomaden der Volksglaube, dass es alle Hundert Jahre sein kann das aus einem Ei der roten Ente kein Entenküken schlüpft, wie aus den übrigen Eiern sondern der Kasachische Windhund – der Tazi. Wer ein solches Nest findet hat großes Glück, was nach Meinung der Nomaden bei weitem nicht jedem Menschen gegeben ist.
In dieser Zeit lebte auch ein armer Kasache mit seiner Familie. Sein Leben verlief einförmig Tag für Tag gleich, er hütete im Sommer, unter den heißen Sonnenstrahlen, und im Winter, kauernd im kalten Wind, bis zur Erschöpfung die Hammelherde in der Steppe. Aber einmal im Sommer ist ein Wolf in seine Herde eingedrungen und hat ihm seinen besten Hammel weggeschleppt. Daraufhin hat der Hirte sein Pferd gesattelt, hat seinem Sohn befohlen die Schafherde zu bewachen und ist aufgebrochen die Wolfshöhle aufzuspüren.
Seine Suche dauerte den ganzen Tag bis zum Abend. Als die Sonne unter ging gelangte er an den Fuß eines sandigen Hügels, dort band er seinem Pferd die Vorderbeine zusammen um es weiden zu lassen, wickelte sich in seinen Schlafrock und war augenblicklich fest eingeschlafen.
Am frühen Morgen, als die Morgendämmerung noch über der Steppe hing, sprangen einige Erdhasen, die von den Lauten irgendwelcher Vögel geweckt worden waren, über den Sand. Dadurch erwachte er und nachdem er seine Augen geöffnet hatte, sah er zwei rote Enten die niedrig über ihn hinweg flogen und durch lautes schreien ihren Unruhe äußerten. Nun sah er das sich neben der Stelle wo er die Nacht verbracht hatte eine zerstörte Fuchshöhle lag, in dessen inneren sich das Nest der Enten befand. Durch die nahe Anwesenheit des Menschen wurden die roten so beunruhigt das sie weg geflogen waren.
Als der Hirte in die dunkle Öffnung der Höhle hineinschaute, sah er im Nest zwischen den gerade aus den Eiern schlüpfenden Küken, einen mit Flaum abgedeckten kleinen hellgelben Welpen. Er nahm den Hund vorsichtig aus dem Nest und wickelte ihn in ein Tuch, danach sattelte er schnell sein Pferd und ritt mit seinem wunderbaren Fund zurück zur heimatlichen Siedlung.
Die Familie des Hirten umsorgte den Welpen liebevoll, teile sich mit ihm das letzte Stück Fleisch, gab ihm warme Milch zu trinken und einen warmen Platz am Herd. In der Wonne und Geborgenheit wuchs der Hund schnell und bald hatte sich der plumpe dicke Welpe in einen schönen schnellfüßigen Tazi verwandelt.


Seit dieser Zeit, ist in die Jurte des Hirten am Fluss, das Glück eingekehrt. Alles was er machte oder bekam war von Erfolg gekrönt. Wann immer er Zeit hatte begab sich der Hirte mit seinem Hund in die Steppe zur Jagd und freute sich über die Unermüdlichkeit seiner Helferin. Sie lief schneller als der Wind durch die weite der Steppe und ihr konnten weder die schnellfüßige Kropfgarzelle, noch der Sandhase oder der schlaue Fuchs entkommen. Sogar die Kragentrappe die ein schneller Läufer war und Flügel hatte, kam nicht dazu diese zu benutzen.
Aus den Fuchsfellen nähte die Frau des Hirten Mützen, die sie gegen Hammeln und schöner Kleidung eintauschten, für das Fleisch der gefangenen Gazellen und Hasen bekamen sie bei den Nachbarn Milch, Käse und Öl. Von Tag zu Tag wurden sie nun Wohlhabender und das Leben besser. Auch fanden sich mit dem zunehmenden Reichtum viele Freunde ein.
An den Feiertagen kamen nicht selten Gäste zum Hirten, um sich über die Jagd zu unterhalten und die Draufgänger unter ihnen zeigten dann ihre Fähigkeit mit ihren halbwilden Pferden umzugehen. Einige brachten ihre Tazis mit, andere trugen auf Lederhandschuhen große Steinadler und Habichte. Um mit den Beitzvögeln und Hunden Jagd auf das Steppenwild zu machen. Dann hallte die Steppe von dem Geschrei der Reiter wieder, von weiten sah man durch die Hufe der Renner aufgewirbelte hohe Staubwolken und manchmal konnte man den Todesschrei eines gehetzten Tieres hören.
Aber der Hirte nahm nicht an den heiteren Vergnügungen teil. Er erfüllte nur seine Rolle als gastfreundlicher Hausherr und heiterer Gesprächspartner. Nicht einmal hat er über die Schnelligkeit und das Jagdgeschick seines Hundes geprahlt. Er war fest davon überzeugt das ihm Prahlerei und falscher Stolz kein Glück bringen würde.
So vergingen die Jahre und der Wohlstand des Hirten hielt an. Aber einmal an einem Jagdfeiertag konnte er nicht widerstehen hat seinen schönen Hund mitgenommen und an den heiteren Vergnügungen teilgenommen. Schneller als der Wind lief sein Tazi hinter dem Tier durch die weite der Steppe und hat dabei die besten Hunde der berühmtesten Jäger abgehängt. Alle beneideten den Besitzer, wahren begeistert von ihr und boten hohe Preise für sie. Das Herz des Hirten war vor Stolz erfüllt und vor Glück drehte sich alles. Aber dieses Gefühl hielt nur kurze Zeit an.
Der Tag endete, die Nacht verging und der neue Tag brachte der Familie des Hirten Unglück, der Hund war krank geworden. Sie fraß nichts mehr und lag bewegungslos auf der Filzmatte in der Jurte des Hausherren. Nach einigen Tagen lag der schnellfüßige Tazi immer noch an der selben Stelle, aß und trank auch dort. Einmal in einer dunklen herbstlichen Nacht als der Wind über die Steppe heulte und pfiff stand sie mühsam von ihrer Filzmatte auf und leckte dem Hausherren über das Gesicht und von jenem Moment an war der Hund aus dem Leben des Hirten-Jägers verschwunden. Er trauerte sehr, aber nichts konnte ihm über seinen Kummer hinweghelfen.
Es folgte ein strenger Schneewinter der viel Not brachte. Durch den Winter-Futtermangel starben viele Haustiere, auch unser Hirte war betroffen. Dadurch ist er wieder zu dem armen Menschen geworden der er vor vielen Jahren gewesen ist.
Seit dieser Zeit wird die rote Ente nicht mehr angerührt, sie lebt gut in der nähe der Siedlungen und fürchtet sich kaum vor dem Menschen. Weil nach dem Volksglauben dieser Legende der Tazi das Glück und Wohlergehen in das Haus des Jägers bringt.

Quelle: Auszug aus dem Buch „Борзые тазы и охота с ними (Der Tazi und die Jagd mit ihnen) “ von K.N.PLACHOW, A.S.SCHELESTOWA
Ins Deutsche übersetzt von Heike Zapf