Der Gewerbewindhund
Ungefähr Anfang der 1950ger gab es in der damaligen UDSSR die Bemühungen Windhunde speziell für die Jagd zur Gewerbsmäßigen Pelzgewinnung zu züchten und damit die wahllose Vermischung der verschiedenen Windhundrassen in Planmäßige Züchterische Bahnen zu lenken.
Diese Bemühungen sind aber schon nach ca. zwei Jahrzehnten zum erliegen gekommen. Warum geht leider nicht aus dem folgenden Artikel hervor.
Heute gibt es noch eine Rasse die in dieser Zeit entstanden ist, das ist der südrussische (Steppen-) Windhund (Stepnaya).
Der Hortaya ist schon älter wurde aber zu einer der Hauptrassen bei der Entstehung der "Gewerbewindhunde" so das es wahrscheinlich auch heute noch viele Hunde dieser Rasse gibt die aus der Gewerbewindhundzucht hervorgegangen sind.
Ob es den in dem Artikel ausführlich erwähnten zentralrussischen Windhund noch gibt kann ich nicht sagen.
(Windhund für die Gewerbsmäßige Jagd zur Pelzgewinnung)
W.Kasanskis
Einen Barsoi* als Gewerbewindhund zu bezeichnen wäre für die Vorrevolutionsbesitzer undenkbar gewesen. Denn einen Windhund mit einem Gewerbe zu verbinden, wäre von ihrem Standpunkt aus eine demütigung für den Hund. Denn in den Augen der alten Windhundbesitzer war der einzige und wahre existierende Windhund der originale russische Barsoi. Den englischen Windhund (Greyhound), den man hin und wieder bei jagenden Gutsbesitzern fand und der auch gelegentlich auf den ersten sowjetischen Ausstellungen auftauchte, betrachteten sie nur als zweitklassig, auch der Hortaya wurde von ihnen herablassen behandelt da sie ihn für eine Mischung von russischen und englischen Windhunden hielten. Sie wussten nichts von den schon ausgestorbenen Berg- und Krimarten. Vom hörensagen kannten sie den Zentralasiatischen Tazy, aber auf russischem Gebiet wurde dieser Windhund nicht gehalten. In ihren Augen waren Windhunde nur dazu da um ihre Besitzer zu unterhalten, aber nicht, um sie für die gewerbliche Pelzgewinnung einzusetzen.
Natürlich lobten die alten Windhundbesitzer den russische Barsoi nicht ohne Grund: vor allem für die Beizjagd besaßen sie einen idealen Körperbau, einen hohen Trieb, eine große Schärfe gegenüber dem Wolf und dabei eine hingebungsvolle Tapferkeit. Die zeitgenössischen Hunde arbeiten mittlerweile nicht mehr am Wolf, man könnte aber, wenn es gebraucht würde die Schärfe wieder aufleben lassen.
Nach der Revolution war das Interesse an den russischen Barsois nur auf einen kleinen Personenkreis beschränkt, unsere Lehrmeister – die letzten Anhänger der alten Jagd mit den Hunden – wollten nichts davon wissen das die Jagd mit den Windhunden nicht mehr dem Adel vorbehalten war, sondern nun auch in den sowjetischen Dörfern von den Kolchose-Bauern ausgeführt wurde, diese waren zwar leidenschaftliche Jäger aber als Hundezüchter hatten sie nicht besonders viel Erfahrung. Auch wenn diese bäuerlichen Windhunde von den Kenner wahrgenommen wurden, waren das für sie doch nur „Mischlinge“ und sie wollten sich nicht näher mit ihnen beschäftigen. Genau so geringschätzig verhielten sie sich gegenüber den Besitzern dieser „Mischlinge“ - den Berufsjägern, weil sie meinten das die bezahlte gewerbsmäßige Jagd nicht mit dem Ruf eines wahren Jägers vereinbar wäre. Inzwischen haben sich aber diese berufsmäßigen Windhundjäger in dieser ungleichen Jagdfamilie als die eifrigsten Mitglieder erwiesen.
Anerkannt wurde der Gewerbewindhund in den Jahren als die Expertengeneration der alten traditionellen Jagd des Adels und der Gutsbesitzer anfing von der Bühne abzutreten. Eine Wendung gab es dann Ende der vierziger Jahre als drei Berichte „öffentlich“ wurden.
Im Herbst 1948 bin ich auf Anweisung des Vorsitzenden der RSFSR zur Jagdprüfung der Windhunde gereist, die von der Verwaltung der Orenburger (http://de.wikipedia.org/wiki/Orenburg ) Jagdwirtschaft organisiert wurde. Als ich in dem baschkirischen Dorf die Jäger mit ihren Hunden, die an der Prüfung teilnehmen wollten, gesehen habe brachte mich das in Verlegenheit. Als Schüler der Windhund-Koryphäen - W.S. Mamontowa, N.A. Sumarokowoj und N.N. Tschjelischtschjewa – sollte ich alle nicht reinrassigen Hunde auf diesem Test erkennen - aber von ihrem Äußeren waren dort nicht nur russische Barsois sondern auch Hortaya und Schlappohrige Krim- und Bergtypen zu sehen. Die geltenden Regeln legten fest - das auf den Prüfungen keine nicht reinrassigen Hunde zugelassen sind. Sollte ich den leidenschaftlichen Jägern aus den russischen und baschkirischen Kolchosen wirklich erklären, das ihre Windhunde nicht brauchbar und für die Prüfung nicht zugelassen sind? Solch eine Handlung käme einer Beleidigung dieser Menschen gleich. Aber was ist wenn die Prüfung stattfindet, was werden die Vorsitzenden sagen? Sie könnten alles für ungültig erklären und die Titel aberkennen.
Und trotzdem habe ich mich entschieden das die Prüfung, so wie es die Behörden fordern, stattfindet.
Die Prüfungen waren sehr interessant. Viele dieser „Mischlinge“ haben eine Schnelligkeit und ein Können beim jagen gezeigt das ich nicht vermutet hätte. Weder ließen sich die Windhunde durch weit entfernte Beute oder gefrorenen Ackerboden irritieren, oder waren irgendwie schwerfällig, sondern zeigten im Gegenteil beim verfolgen, erreichen und fangen der Tiere eine unglaubliche Findigkeit.
In Moskau wurde ich für diese „ungesetzlichen“ Prüfungen nicht getadelt, im Gegenteil weckte mein Vortrag großes Interesse und man kam auf den Gedanken mit den Gewerbewindhunden eine planmäßige Zucht zu beginnen.
Ebenfalls 1948 hat der Experte K.M. Esmont die Würfe der Gewerbewindhunde in den Bezirken Orjol (http://de.wikipedia.org/wiki/Oblast_Orjol ) und Rostow (http://de.wikipedia.org/wiki/Rostow_am_Don ) erfasst. Im darauf folgenden Jahr erhöhte sich die Anzahl der Würfe in den genannten Gebieten schon beträchtlich: 16 Würfe in den verschiedenen Bezirken, insgesamt gab es dort 426 Windhunde. K.M. Esmont sortierte 177 von ihnen als nicht reinrassig aus, die übrigen 249 fanden seine Zustimmung.
Nur ein Jahr nach den ersten Experimenten in Orenburg und Rostow, hat der Tambover (http://en.wikipedia.org/wiki/Administrative_divisions_of_Tambov_Oblast ) Kynologe P.F. Schapowalow in dem Bezirk Rzhaksinsky die erste Jagdprüfung für Windhunde in diesem Bezirk veranstaltet. Hier zeigte sich das die Gewerbewindhunde obwohl sie unbedeutend aussahen, bemerkenswert arbeiten.
Wie sich herausstellte hatte der Gewerbewindhund drei Ursprungsgebiete, auch stellte man fest, das die Meinung, die Jagd mit dem Windhund wäre in unserem Land so gut wie verschwunden, von Grund auf falsch war. Im Gegenteil liegt der Schluss nahe, das es viele Windhunde gibt und die Jagd mit ihnen in unserem Land weit verbreitet ist. Neben der Zucht des russischen Barsoi, die sich vorwiegend in den Händen von Städtern und kleinen staatlichen Zuchtstätten befinden, tauchten Barsois bei vielen ländlichen Windhundbesitzern auf … aber sind es wirklich Barsois?
Die Prüfungen von 1948 und 1949 haben gezeigt, dass „der bäuerliche“ Gewerbewindhund sich von den alten standardisierten Arten qualitativ stark unterscheidet. Wie bei den früheren Windhunden wurden außer der Schnelligkeit, dem Können, der Ausdauer, der Wachsamkeit und Freundlichkeit – auch die Strenge der neuen Besitzer geprüft, was bei einem mittelmäßig arbeitenden Hund einfach nicht nötig ist.
Die neuen Besitzer hatten, um es vorsichtig auszudrücken, keinerlei Erfahrung in kynologischen Angelegenheiten und der Zucht von gewerblichen Windhunden. Das ganze wurde sehr primitiv ausgeführt, es wurden die verschiedenen bäuerlichen Windhunde unkontrolliert untereinander vermischt, Barsois wurden mit Hortaya, Hortaya mit den Nachkommen der Krim- und Bergtypen und diese Mischlinde noch untereinander vermischt. Nichtsdestotrotz haben einige der Windhundbesitzer in der Jagdsaison 50 und mehr Füchse und viele graue Hasen erbeutet. Weshalb der Vorsitzende beschlossen hat - Die Massenausbreitung der Windhunde zu kontrollieren, den Standard zu heben und sie zu verbessern.
Die Überprüfungen fanden hauptsächlich bei den Würfen und den gleichzeitig stattfindenden Jagdprüfungen statt - so konnte man die Besonderheiten des Aussehens und die Arbeitsqualitäten der Windhunde aus den genannten Bezirken schnell feststellen. Schon ab 1950 wurde diese Arbeit auf die Wolgograder, Pensaer, Rostower, Saratower, Tambower, Uljanowsker und eine reihe anderer Gebiete ausgedehnt.
Seit dieser Zeit haben Hunderte von Begutachtungen von Würfen und Jagdprüfungen der Gewerbewindhunde stattgefunden, d.h. es wurden tausende Hunde geprüft. Die Windhunde arbeiten vorwiegend am Fuchs und am Feldhasen, dabei arbeitet der russische Barsoi und die anderen alten standardmäßigen Arten nicht schlechter, wenn es um ausdauerndes galoppieren hinter einem entfernten Tier geht, übertreffen sie sie sogar; bei den Prüfungen viel besonders die erstaunliche Zähigkeit, Aufmerksamkeit und Findigkeit der Gewerbewindhunde auf. In den ersten Jahren der Überprüfungen waren die Gewerbewindhunde von ihrem Aussehen sehr uneinheitlich und auf niedrigem Niveau. Die Verbindungen der Rassen waren nicht die besten und sie wurden auch unterschiedlich ausgelegt. In den Gebieten wo die Zucht die ausreichende Aufmerksamkeit bekam – im Gebiet Rostow und Tambow, im Bezirk Teleginski, im Gebiet Pensa und einiger anderer - und die Windhundbesitzer schon mit den Würfe arbeiteten, verbesserte sich das Aussehen aber sehr schnell. Auf den Dörfern verbreitete sich das Wissen der richtigen Zucht und die Mehrheit der Windhundbesitzer ließen wilde Verpaarungen nicht mehr zu und bemühten sich gute Hündinnen und Rüden, die zur Zucht zugelassen waren, zu verbinden und diese auch auf die Prüfungen zu schicken.
Bei den Zuchtausstellungen gab es drei Haupttypen der Gewerbewindhunde, diese konnte man im wesentlichen in drei Gruppen unterteilen: außer den Haupttypen gab es nicht wenige Hunde die vom Äußeren nicht dem vorgegebenen Rahmen entsprachen. Dann gab es noch welche die von so unterschiedlicher Art waren das sie aus der Zucht genommen wurden, damit sie die Standardisierung der Haupttypen nicht bremsten.
Die am häufigsten anerkannte Art war der kurzhaarige Hortaya, der entsprechend der Anforderungen des ursprünglichen Hortaya Standards anerkannt wurde. Die Hunde diesen Typs sind vor allem im Süden – im Gebiet Rostow, in der Region Stawropol und den Gebieten Tambow und Uljanowsk zahlreich vertreten.
Die zweite Art, die nur im Süden verbreitet ist (den Wolgograder und Rostower Gebieten, Stawropolje und Astrachan ), ist wahrscheinlich aus den ehemaligen Krim- und Bergarten und vielleicht auch durch die Einbeziehung des kasachischen Tazys entstanden. Die auffälligsten Merkmale dieser Art sind die großen hängenden Ohren die mit langem Fell besetzt sind (die Befederung) und das, im Gegensatz zu den Hortaya, insbesondere am Hals, an den Rückseiten der Beine und an der Rute längerem Fell. Der Name „Südrusse“ ist sehr passend wobei die Anerkennung noch nicht endgültig ist, da die Windhundbesitzer durch die Mischung mit den Hortaya noch Probleme mit der Rassenreinheit haben. Doch gibt es schon einen Standard mit dem misslungenen Titel „Steppen-“ (denn welchen Windhund gibt es nicht in der Steppe?).
Die dritte Art der Gewerbewindhunde ist der langhaarige Windhund der nördlichen zentralrussischen und sibirischen Steppengebiete. Bei der Entstehung dieser Hunde hat offenbar der russische Barsoi die Hauptrolle gespielt, wahrscheinlich ist auch der Hortaya und andere Rassen stark vertreten. Das wesentlichste Merkmal dieses Windhundes ist das kleine fest angelegte rückwärts gerichtete Ohr, das ziemlich lange und dichte Fell, das im Gegensatz zum russischen Barsoi grob und gerade ist, der breitere Kopf mit dem wahrnehmbaren Absatz beim Übergang zwischen Stirn und Schnauze, ähnlich dem Kopf der Hortaya oder dem englischen Windhunden, bemerkenswert ist auch der ovale Brustkorb wie bei den Hortaya oder dem englischen Windhund. Der langhaarige zentralrussische Gewerbewindhund ist in vielen Gebieten zahlreich vertreten.
Über den Hortaya und dem südrussischen („Steppen-“) Windhund hat K.M. Esmont, in den Nummern 2 und 3 der Zeitschrift „Die Jagd und die Jagdwirtschaft“ von 1968, schon ausführlich berichtet. Hier ist es notwendig über die dritte Art etwas ausführlicher zu berichten. Obwohl der langhaarige Windhund schon ein einheitliches Aussehen hat, gibt es bei uns noch keinen offiziellen Standard. Dieser Hund hat wirklich eine große Ähnlichkeit mit dem russischen Barsoi, doch unterscheiden sie sich soweit das, wenn ein Wurf der langhaarigen Gewerbewindhunde nach dem Standard des Barsoi bewertet werden würde, die überwiegende Mehrheit der Hunde mit unbefriedigend und nur ein kleiner teil ein „befriedigend“ bekommen würde. Solche Bewertungen hätten bei diesen zahlreichen Gewerbewindhunden alle züchterischen Bemühungen zunichte gemacht. Deshalb bewerten die Experten den langhaarigen Gewerbewindhund nicht nach dem Standard des Barsoi, sondern nach einem vorgestellten Ideal dieser Hunde.
Eine geregelte Registrierung der Gewerbewindhunde gibt es bei uns nicht, in den Aufzeichnungen der RSFSR und der UDSSR gibt es keine Aufteilung in verschiedene Rassen, so kann man unmöglich sagen wie viele Hunde es hier von der langhaarigen zentralrussischen Rasse gibt. Es gibt aber einige Beispiele dafür das es tatsächlich sehr viele sind: zum Beispiel brachten die Jäger bei einer Zählung im Dorf Pokrowski Artschada im Teleginski Bezirk 75 Würfe des langhaarigen Windhund, im Gebiet Tambow gab es jährlich bis zu 80 und mehr Würfe. Wenn man berücksichtigt das diese Windhunde in den Gebieten Tambow, Pensa, Lipezk, Saratow, Woronesch, Uljanowsk, Orenburg, Kurgan und noch einigen anderen verbreitet sind, so ist es ein Irrtum wenn man annimmt das es nicht tausende von diesen Hunden gibt. Bei der Gewerbejagd arbeiten sie gut bis ausgezeichnet, es gibt eine Vielzahl von Würfen, aber es gibt keinen Standard, obwohl die Barsoi-Experten der Meinung sind, das man sie im Ring unmöglich nach dem Standard des russischen Barsoi richten könne.
Eine Gruppe von Windhund Fachleuten – B.N. Armand, Je. F. Desor, G. W. Sotowa, Jh. I. Kasanskis, I. I. Jakowlew und andere, sind schon seit längerer Zeit an der Entwicklung eines Standards des zentralrussischen Windhunds befasst. Die Entwicklung des Standards wird vom Rat der Kynologischen Union gebilligt; er muss jetzt nur noch genehmigt und veröffentlicht werden, um bei der Zucht dieser neuen Rasse zu helfen.
Leider ist es um die gute züchterische Arbeit bei den Gewerbewindhunden, mit Ausnahme des Rostower Gebietes und der Region Stawropol, ruhig geworden. Nichtsdestoweniger, sind wir davon überzeugt das sie durch die allgemeinen Bemühungen wieder auferstehen und in Zukunft noch gute Ergebnisse bringen. Man darf nicht mit der einmal angefangenen Arbeit aufhören.
Quelle: Die Zeitschrift „Die Jagd und die Jagdwirtschaft“, 1969, Nr. 11
Deutsche Übersetzung von Heike Zapf
* Mit Barsoi ist hier nicht eine spezielle Rasse gemeint, sondern ist nur eine Bezeichnung für Jagdwindhunde wie sie früher vom Adel in Russland zur Jagd eingesetzt wurden.
Diese Bemühungen sind aber schon nach ca. zwei Jahrzehnten zum erliegen gekommen. Warum geht leider nicht aus dem folgenden Artikel hervor.
Heute gibt es noch eine Rasse die in dieser Zeit entstanden ist, das ist der südrussische (Steppen-) Windhund (Stepnaya).
Der Hortaya ist schon älter wurde aber zu einer der Hauptrassen bei der Entstehung der "Gewerbewindhunde" so das es wahrscheinlich auch heute noch viele Hunde dieser Rasse gibt die aus der Gewerbewindhundzucht hervorgegangen sind.
Ob es den in dem Artikel ausführlich erwähnten zentralrussischen Windhund noch gibt kann ich nicht sagen.
Der Gewerbewindhund
(Windhund für die Gewerbsmäßige Jagd zur Pelzgewinnung)
W.Kasanskis
Einen Barsoi* als Gewerbewindhund zu bezeichnen wäre für die Vorrevolutionsbesitzer undenkbar gewesen. Denn einen Windhund mit einem Gewerbe zu verbinden, wäre von ihrem Standpunkt aus eine demütigung für den Hund. Denn in den Augen der alten Windhundbesitzer war der einzige und wahre existierende Windhund der originale russische Barsoi. Den englischen Windhund (Greyhound), den man hin und wieder bei jagenden Gutsbesitzern fand und der auch gelegentlich auf den ersten sowjetischen Ausstellungen auftauchte, betrachteten sie nur als zweitklassig, auch der Hortaya wurde von ihnen herablassen behandelt da sie ihn für eine Mischung von russischen und englischen Windhunden hielten. Sie wussten nichts von den schon ausgestorbenen Berg- und Krimarten. Vom hörensagen kannten sie den Zentralasiatischen Tazy, aber auf russischem Gebiet wurde dieser Windhund nicht gehalten. In ihren Augen waren Windhunde nur dazu da um ihre Besitzer zu unterhalten, aber nicht, um sie für die gewerbliche Pelzgewinnung einzusetzen.
Natürlich lobten die alten Windhundbesitzer den russische Barsoi nicht ohne Grund: vor allem für die Beizjagd besaßen sie einen idealen Körperbau, einen hohen Trieb, eine große Schärfe gegenüber dem Wolf und dabei eine hingebungsvolle Tapferkeit. Die zeitgenössischen Hunde arbeiten mittlerweile nicht mehr am Wolf, man könnte aber, wenn es gebraucht würde die Schärfe wieder aufleben lassen.
Nach der Revolution war das Interesse an den russischen Barsois nur auf einen kleinen Personenkreis beschränkt, unsere Lehrmeister – die letzten Anhänger der alten Jagd mit den Hunden – wollten nichts davon wissen das die Jagd mit den Windhunden nicht mehr dem Adel vorbehalten war, sondern nun auch in den sowjetischen Dörfern von den Kolchose-Bauern ausgeführt wurde, diese waren zwar leidenschaftliche Jäger aber als Hundezüchter hatten sie nicht besonders viel Erfahrung. Auch wenn diese bäuerlichen Windhunde von den Kenner wahrgenommen wurden, waren das für sie doch nur „Mischlinge“ und sie wollten sich nicht näher mit ihnen beschäftigen. Genau so geringschätzig verhielten sie sich gegenüber den Besitzern dieser „Mischlinge“ - den Berufsjägern, weil sie meinten das die bezahlte gewerbsmäßige Jagd nicht mit dem Ruf eines wahren Jägers vereinbar wäre. Inzwischen haben sich aber diese berufsmäßigen Windhundjäger in dieser ungleichen Jagdfamilie als die eifrigsten Mitglieder erwiesen.
Anerkannt wurde der Gewerbewindhund in den Jahren als die Expertengeneration der alten traditionellen Jagd des Adels und der Gutsbesitzer anfing von der Bühne abzutreten. Eine Wendung gab es dann Ende der vierziger Jahre als drei Berichte „öffentlich“ wurden.
Im Herbst 1948 bin ich auf Anweisung des Vorsitzenden der RSFSR zur Jagdprüfung der Windhunde gereist, die von der Verwaltung der Orenburger (http://de.wikipedia.org/wiki/Orenburg ) Jagdwirtschaft organisiert wurde. Als ich in dem baschkirischen Dorf die Jäger mit ihren Hunden, die an der Prüfung teilnehmen wollten, gesehen habe brachte mich das in Verlegenheit. Als Schüler der Windhund-Koryphäen - W.S. Mamontowa, N.A. Sumarokowoj und N.N. Tschjelischtschjewa – sollte ich alle nicht reinrassigen Hunde auf diesem Test erkennen - aber von ihrem Äußeren waren dort nicht nur russische Barsois sondern auch Hortaya und Schlappohrige Krim- und Bergtypen zu sehen. Die geltenden Regeln legten fest - das auf den Prüfungen keine nicht reinrassigen Hunde zugelassen sind. Sollte ich den leidenschaftlichen Jägern aus den russischen und baschkirischen Kolchosen wirklich erklären, das ihre Windhunde nicht brauchbar und für die Prüfung nicht zugelassen sind? Solch eine Handlung käme einer Beleidigung dieser Menschen gleich. Aber was ist wenn die Prüfung stattfindet, was werden die Vorsitzenden sagen? Sie könnten alles für ungültig erklären und die Titel aberkennen.
Und trotzdem habe ich mich entschieden das die Prüfung, so wie es die Behörden fordern, stattfindet.
Die Prüfungen waren sehr interessant. Viele dieser „Mischlinge“ haben eine Schnelligkeit und ein Können beim jagen gezeigt das ich nicht vermutet hätte. Weder ließen sich die Windhunde durch weit entfernte Beute oder gefrorenen Ackerboden irritieren, oder waren irgendwie schwerfällig, sondern zeigten im Gegenteil beim verfolgen, erreichen und fangen der Tiere eine unglaubliche Findigkeit.
In Moskau wurde ich für diese „ungesetzlichen“ Prüfungen nicht getadelt, im Gegenteil weckte mein Vortrag großes Interesse und man kam auf den Gedanken mit den Gewerbewindhunden eine planmäßige Zucht zu beginnen.
Ebenfalls 1948 hat der Experte K.M. Esmont die Würfe der Gewerbewindhunde in den Bezirken Orjol (http://de.wikipedia.org/wiki/Oblast_Orjol ) und Rostow (http://de.wikipedia.org/wiki/Rostow_am_Don ) erfasst. Im darauf folgenden Jahr erhöhte sich die Anzahl der Würfe in den genannten Gebieten schon beträchtlich: 16 Würfe in den verschiedenen Bezirken, insgesamt gab es dort 426 Windhunde. K.M. Esmont sortierte 177 von ihnen als nicht reinrassig aus, die übrigen 249 fanden seine Zustimmung.
Nur ein Jahr nach den ersten Experimenten in Orenburg und Rostow, hat der Tambover (http://en.wikipedia.org/wiki/Administrative_divisions_of_Tambov_Oblast ) Kynologe P.F. Schapowalow in dem Bezirk Rzhaksinsky die erste Jagdprüfung für Windhunde in diesem Bezirk veranstaltet. Hier zeigte sich das die Gewerbewindhunde obwohl sie unbedeutend aussahen, bemerkenswert arbeiten.
Wie sich herausstellte hatte der Gewerbewindhund drei Ursprungsgebiete, auch stellte man fest, das die Meinung, die Jagd mit dem Windhund wäre in unserem Land so gut wie verschwunden, von Grund auf falsch war. Im Gegenteil liegt der Schluss nahe, das es viele Windhunde gibt und die Jagd mit ihnen in unserem Land weit verbreitet ist. Neben der Zucht des russischen Barsoi, die sich vorwiegend in den Händen von Städtern und kleinen staatlichen Zuchtstätten befinden, tauchten Barsois bei vielen ländlichen Windhundbesitzern auf … aber sind es wirklich Barsois?
Die Prüfungen von 1948 und 1949 haben gezeigt, dass „der bäuerliche“ Gewerbewindhund sich von den alten standardisierten Arten qualitativ stark unterscheidet. Wie bei den früheren Windhunden wurden außer der Schnelligkeit, dem Können, der Ausdauer, der Wachsamkeit und Freundlichkeit – auch die Strenge der neuen Besitzer geprüft, was bei einem mittelmäßig arbeitenden Hund einfach nicht nötig ist.
Die neuen Besitzer hatten, um es vorsichtig auszudrücken, keinerlei Erfahrung in kynologischen Angelegenheiten und der Zucht von gewerblichen Windhunden. Das ganze wurde sehr primitiv ausgeführt, es wurden die verschiedenen bäuerlichen Windhunde unkontrolliert untereinander vermischt, Barsois wurden mit Hortaya, Hortaya mit den Nachkommen der Krim- und Bergtypen und diese Mischlinde noch untereinander vermischt. Nichtsdestotrotz haben einige der Windhundbesitzer in der Jagdsaison 50 und mehr Füchse und viele graue Hasen erbeutet. Weshalb der Vorsitzende beschlossen hat - Die Massenausbreitung der Windhunde zu kontrollieren, den Standard zu heben und sie zu verbessern.
Die Überprüfungen fanden hauptsächlich bei den Würfen und den gleichzeitig stattfindenden Jagdprüfungen statt - so konnte man die Besonderheiten des Aussehens und die Arbeitsqualitäten der Windhunde aus den genannten Bezirken schnell feststellen. Schon ab 1950 wurde diese Arbeit auf die Wolgograder, Pensaer, Rostower, Saratower, Tambower, Uljanowsker und eine reihe anderer Gebiete ausgedehnt.
Seit dieser Zeit haben Hunderte von Begutachtungen von Würfen und Jagdprüfungen der Gewerbewindhunde stattgefunden, d.h. es wurden tausende Hunde geprüft. Die Windhunde arbeiten vorwiegend am Fuchs und am Feldhasen, dabei arbeitet der russische Barsoi und die anderen alten standardmäßigen Arten nicht schlechter, wenn es um ausdauerndes galoppieren hinter einem entfernten Tier geht, übertreffen sie sie sogar; bei den Prüfungen viel besonders die erstaunliche Zähigkeit, Aufmerksamkeit und Findigkeit der Gewerbewindhunde auf. In den ersten Jahren der Überprüfungen waren die Gewerbewindhunde von ihrem Aussehen sehr uneinheitlich und auf niedrigem Niveau. Die Verbindungen der Rassen waren nicht die besten und sie wurden auch unterschiedlich ausgelegt. In den Gebieten wo die Zucht die ausreichende Aufmerksamkeit bekam – im Gebiet Rostow und Tambow, im Bezirk Teleginski, im Gebiet Pensa und einiger anderer - und die Windhundbesitzer schon mit den Würfe arbeiteten, verbesserte sich das Aussehen aber sehr schnell. Auf den Dörfern verbreitete sich das Wissen der richtigen Zucht und die Mehrheit der Windhundbesitzer ließen wilde Verpaarungen nicht mehr zu und bemühten sich gute Hündinnen und Rüden, die zur Zucht zugelassen waren, zu verbinden und diese auch auf die Prüfungen zu schicken.
Bei den Zuchtausstellungen gab es drei Haupttypen der Gewerbewindhunde, diese konnte man im wesentlichen in drei Gruppen unterteilen: außer den Haupttypen gab es nicht wenige Hunde die vom Äußeren nicht dem vorgegebenen Rahmen entsprachen. Dann gab es noch welche die von so unterschiedlicher Art waren das sie aus der Zucht genommen wurden, damit sie die Standardisierung der Haupttypen nicht bremsten.
Die am häufigsten anerkannte Art war der kurzhaarige Hortaya, der entsprechend der Anforderungen des ursprünglichen Hortaya Standards anerkannt wurde. Die Hunde diesen Typs sind vor allem im Süden – im Gebiet Rostow, in der Region Stawropol und den Gebieten Tambow und Uljanowsk zahlreich vertreten.
Die zweite Art, die nur im Süden verbreitet ist (den Wolgograder und Rostower Gebieten, Stawropolje und Astrachan ), ist wahrscheinlich aus den ehemaligen Krim- und Bergarten und vielleicht auch durch die Einbeziehung des kasachischen Tazys entstanden. Die auffälligsten Merkmale dieser Art sind die großen hängenden Ohren die mit langem Fell besetzt sind (die Befederung) und das, im Gegensatz zu den Hortaya, insbesondere am Hals, an den Rückseiten der Beine und an der Rute längerem Fell. Der Name „Südrusse“ ist sehr passend wobei die Anerkennung noch nicht endgültig ist, da die Windhundbesitzer durch die Mischung mit den Hortaya noch Probleme mit der Rassenreinheit haben. Doch gibt es schon einen Standard mit dem misslungenen Titel „Steppen-“ (denn welchen Windhund gibt es nicht in der Steppe?).
Die dritte Art der Gewerbewindhunde ist der langhaarige Windhund der nördlichen zentralrussischen und sibirischen Steppengebiete. Bei der Entstehung dieser Hunde hat offenbar der russische Barsoi die Hauptrolle gespielt, wahrscheinlich ist auch der Hortaya und andere Rassen stark vertreten. Das wesentlichste Merkmal dieses Windhundes ist das kleine fest angelegte rückwärts gerichtete Ohr, das ziemlich lange und dichte Fell, das im Gegensatz zum russischen Barsoi grob und gerade ist, der breitere Kopf mit dem wahrnehmbaren Absatz beim Übergang zwischen Stirn und Schnauze, ähnlich dem Kopf der Hortaya oder dem englischen Windhunden, bemerkenswert ist auch der ovale Brustkorb wie bei den Hortaya oder dem englischen Windhund. Der langhaarige zentralrussische Gewerbewindhund ist in vielen Gebieten zahlreich vertreten.
Über den Hortaya und dem südrussischen („Steppen-“) Windhund hat K.M. Esmont, in den Nummern 2 und 3 der Zeitschrift „Die Jagd und die Jagdwirtschaft“ von 1968, schon ausführlich berichtet. Hier ist es notwendig über die dritte Art etwas ausführlicher zu berichten. Obwohl der langhaarige Windhund schon ein einheitliches Aussehen hat, gibt es bei uns noch keinen offiziellen Standard. Dieser Hund hat wirklich eine große Ähnlichkeit mit dem russischen Barsoi, doch unterscheiden sie sich soweit das, wenn ein Wurf der langhaarigen Gewerbewindhunde nach dem Standard des Barsoi bewertet werden würde, die überwiegende Mehrheit der Hunde mit unbefriedigend und nur ein kleiner teil ein „befriedigend“ bekommen würde. Solche Bewertungen hätten bei diesen zahlreichen Gewerbewindhunden alle züchterischen Bemühungen zunichte gemacht. Deshalb bewerten die Experten den langhaarigen Gewerbewindhund nicht nach dem Standard des Barsoi, sondern nach einem vorgestellten Ideal dieser Hunde.
Eine geregelte Registrierung der Gewerbewindhunde gibt es bei uns nicht, in den Aufzeichnungen der RSFSR und der UDSSR gibt es keine Aufteilung in verschiedene Rassen, so kann man unmöglich sagen wie viele Hunde es hier von der langhaarigen zentralrussischen Rasse gibt. Es gibt aber einige Beispiele dafür das es tatsächlich sehr viele sind: zum Beispiel brachten die Jäger bei einer Zählung im Dorf Pokrowski Artschada im Teleginski Bezirk 75 Würfe des langhaarigen Windhund, im Gebiet Tambow gab es jährlich bis zu 80 und mehr Würfe. Wenn man berücksichtigt das diese Windhunde in den Gebieten Tambow, Pensa, Lipezk, Saratow, Woronesch, Uljanowsk, Orenburg, Kurgan und noch einigen anderen verbreitet sind, so ist es ein Irrtum wenn man annimmt das es nicht tausende von diesen Hunden gibt. Bei der Gewerbejagd arbeiten sie gut bis ausgezeichnet, es gibt eine Vielzahl von Würfen, aber es gibt keinen Standard, obwohl die Barsoi-Experten der Meinung sind, das man sie im Ring unmöglich nach dem Standard des russischen Barsoi richten könne.
Eine Gruppe von Windhund Fachleuten – B.N. Armand, Je. F. Desor, G. W. Sotowa, Jh. I. Kasanskis, I. I. Jakowlew und andere, sind schon seit längerer Zeit an der Entwicklung eines Standards des zentralrussischen Windhunds befasst. Die Entwicklung des Standards wird vom Rat der Kynologischen Union gebilligt; er muss jetzt nur noch genehmigt und veröffentlicht werden, um bei der Zucht dieser neuen Rasse zu helfen.
Leider ist es um die gute züchterische Arbeit bei den Gewerbewindhunden, mit Ausnahme des Rostower Gebietes und der Region Stawropol, ruhig geworden. Nichtsdestoweniger, sind wir davon überzeugt das sie durch die allgemeinen Bemühungen wieder auferstehen und in Zukunft noch gute Ergebnisse bringen. Man darf nicht mit der einmal angefangenen Arbeit aufhören.
Quelle: Die Zeitschrift „Die Jagd und die Jagdwirtschaft“, 1969, Nr. 11
Deutsche Übersetzung von Heike Zapf
* Mit Barsoi ist hier nicht eine spezielle Rasse gemeint, sondern ist nur eine Bezeichnung für Jagdwindhunde wie sie früher vom Adel in Russland zur Jagd eingesetzt wurden.
