Weißt Du, ich habe nicht vor, hier irgend jemandem generalisiert auf die Zehen zu treten. Weil erfahrungsgemäß trifft es doch meistens die Falschen bei Verallgemeinerungen.
Das möchte ich gar nicht.
Relevant ist, daß jemand, der einen Windhund übernimmt sich bewußt macht, was das konkret für den Jagdtrieb bedeutet.
Und dann ist der nächste Schritt, daß sich derjenige versuchen möge zu informieren, was ihn bei der jeweiligen Rasse, die ihm vorschwebt erwartet.
Weil es eben mMn nicht ausreicht, sich mit dem Jagdlichen auseinander zu setzen.
Die beiden Rassen, die ich im Moment gleichzeitig hier pflege könnten unterschiedlicher nicht sein.
Daß sie beide zu den Windhunden zählen ist Realität. Auch daß sie sich bezüglich ihrer Begeisterung für bewegte Objekte gegenseitig die Hand reichen können.
Trotzdem verlangen sie mir doch in sehr unterschiedlicher Weise Konzentration ab und sind auch ziemlich unterschiedlich in ihren Reaktionen.
Selbstverständlich wirst Du im DWZRV prozentual mehr Menschen finden, die das als Basiswissen verstehen. Schließlich sind das Menschen, die sich einem Verein anschließen der sich ausschließlich mit Windhunden beschäftigt.
Treffe ich heute im Aquarienverein doch auch einen größeren Prozentsatz Menschen mit Grundkenntnissen über Fische und deren speziellen Haltungsansprüchen, als wenn ich mich beim Baumarkt in der Tierabteilung für Aquaristik umsehe.
Ob der Unterschied im Verhalten von Afghanen und Greyhounds an Distanzen liegt - weiß nicht. Vielleicht. Beide sind für bestimmte Zwecke gezüchtet und selektiert worden. Der Renn-Grey wird das noch heute, Afghanen wie man sie heute bei uns auf der Straße oder Ausstellung sieht, haben nur noch in Ausnahmefällen etwas mit ihrer eigentlichen Zuchtselektion auf Jagdtauglichkeit zu tun. Gibt sicher immer mal einen.
Im DWZRV wirst Du für diese Einschätzung meinerseits da sofort ein Kontra bekommen das sagt, der Renn-Grey für die Bahn hätte nichts mit dem eigentlichen Jagd-Gehilfen von einst gemeinsam. Und natürlich stimmt das.
Nur - im Tierschutz landen auch die Coursing-Greys aus irischen Zuchten - und die haben allerdings deutlich mehr mit der eigentlichen Jagd zu tun, als die Ausstellungstiere, denen man das hier andichten möchte.
Ich finde nicht, daß man das werten muß für andere.
Jeder hat seine Präferenzen und die können wir wirklich respektieren ohne uns verbiegen zu müssen.
Für sich selber muß man aber
wo möglich vor der Anschaffung die Unterschiede erkennen lernen und sich dann entsprechend informieren/können.
Bei dem "können" wird es aber schwierig.
Spätestens, wenn es auf Deutsch sein soll und nicht ideologisch vorgefärbt.
Ich wäre der letzte, den man über den Afghanen befragen müßte. Ich finde das ist ein schöner Hund. Aber zu behaupten daß ich etwas über ihn wüßte wäre blanker Hohn für all jene, die sich mit der Rasse beschäftigen.
Zum Renn-Grey hab ich mich nun einige Jahre ein bisschen schlau gemacht und versuche eben weiter zu geben oder zur Diskussion zu stellen was ich weiß oder erlebt habe. Und hoffe natürlich, daß da auch noch mehr Erfahrungen auch von anderen dazu kommen werden. Weil es mir einfach in der Seele weh tut, daß dieser in der Haltung wirklich nicht besonders schwierige Hund mangels Kenntnis noch immer nicht den Stellenwert unter den Tierschutzhunden hat, der helfen würde das Tal der Tränen für die "übrig bleibenden" endlich zu überwinden.
Einen ehemaligen Rennhund zu übernehmen ist nicht das gleiche, als wenn man einen Welpen hier aus einer entsprechenden Zucht übernähme.
Zu letzterem bekäme ich bei unseren Züchtern allerdings fundiert Auskunft. Und das finde ich auch wirklich schön! Also ich muß hier keinen dafür verurteilen, wenn er Hunde züchtet auf einem nennenswerten Niveau.
Nur sind die Zahlen in Deutschland gezüchteter Renn-Grey Welpen so gering und die der (innerhalb Europas) vorwiegend auf den Inseln gezüchtet, trainiert und eingesetzten so erdrückend hoch, daß ein fundiertes Wissen über die speziellen Bedingungen, die ein ausrangierter Rennhund an seinen künftigen Besitzer stellt zwangsläufig nicht in erster Linie aus dem Verband kommen kann.
Die ursprüngliche Verwendung vor 100 Jahren ist sicher ein wichtiger Aspekt,
aber was mich in der Realität als Neubesitzer betrifft sind bei solchen Hunden ganz oft viel konkretere Details, bedingt durch spezialisierte Zucht, Aufzucht, Training und Lebensbedingungen für die Rennbahn.
Ich übernehme ja einen Hund mit Vorgeschichte. Und diese Vorgeschichte ist sehr gezielt gestaltet worden von den Vorbesitzern. Ganz anders als bei einem großen Teil all der armen Tierschutzhunde, die auf den Straßen Europas rundum eingesammelt werden.
D.h. auch die allseits über den Galgo verbreiteten Informationen werden dem Renn-Grey nicht gerecht.
Ein Galgo und ein Rennhund haben kaum Berührungspunkte in dieser Hinsicht - so ähnlich sie auch aussehen mögen. Sowohl vom Wesen als auch vom Umgang als auch von der geplanten Verwendung sind sie sehr unterschiedlich.
Das ist keine Wertung von gut oder schlecht. Es ist eine Feststellung. Tatsache.
Ich selber habe ja kein Problem damit, wenn es hier mehr Windhunde gibt als früher - ganz im Gegenteil finde ich sie mindestens so angenehme Zeitgenossen wie Hunde anderer Rassen.
Aber natürlich gehört ein fundiertes, wenig gefühlsbetontes Wissen über die Bedürfnisse der jeweiligen Rasse dazu, wenn das nicht aus dem Ruder laufen soll.
Mitleid mag ein Grund sein, so einem Hund helfen zu wollen, für die Haltung braucht es aber natürlich (wie bei allen Tieren!) auch das entsprechende Wissen und eine darauf aufbauende realistische Einschätzung, ob man das auch umsetzen kann und möchte, was nötig ist.
Tun wir hier unseren Teil dazu, ist das doch ein guter Anfang, oder?