Da es immer wieder heftige Streitgespräche zum Thema Hundefütterung gibt, habe ich mir einige Gedanken dazu gemacht
:
Futterwahn und ,,Ratgeberitis"
Ratgeberitis= Offensichtlich hoch ansteckende und epidemisch verlaufende Krankheit, die erfolgreich die Benutzung des ,,gesunden Menschenverstandes" verhindert.
Von der Wiege bis zur Bahre nicht nur Formulare, sondern auch Ratgeber. –
Oder kennen Sie irgendeinen Bereich des täglichen körperlichen, geistigen und seelischen Lebens – vom Aufstehen bis zur Nachtruhe - für den es nicht eine Vielzahl von ultimativen, einzig selig machenden, dogmatischen Anweisungen gibt, die sich dann auch noch gegenseitig widersprechen??
Wenn man sich das Alles ansieht, anhört und liest, drängt sich einem der Eindruck auf, die Menschheit bestünde nur noch aus unmündigen, unreifen und lebensuntüchtigen Kreaturen, die auf Schritt und Tritt durchs Leben geleitet werden müssen und bei denen unbedingt eigene Erkenntnisse, Erfahrungen oder gar Gedanken verhindert werden sollen!
Falls Sie da noch irgendwo eine Lücke entdecken – frisch ans Werk – dafür muss natürlich auch sofort ein Ratgeber her (vielleicht eine Anweisung zum Umgang mit Ratgebern?)! –
Ist es Ihnen in letzter Zeit irgendwann gelungen, den Fernseher einzuschalten, ohne in eine Kochsendung voller fröhlich vor sich hin kochender, brutzelnder und miteinander Witze und Rezepte austauschender Köche zu geraten?? –
Wobei wir beim eigentlichen Thema – dem ,,Futterwahn" wären! –
Es ist ja nun nicht so, dass wir bei der Befolgung all dieser Ratschläge und Ess-Anweisungen noch für irgendetwas Anderes Zeit hätten – aaaaaaaaaber – wenn es um das ,,Fresschen" für unsere Lieblinge geht, nehmen wir sie uns einfach!! –
Hier nun geht es nicht minder kompliziert zu, als bei der menschlichen Ernährungslehre – jede dieser ,,Fressfraktionen" verteidigt
ihre ,,Fresslehre" leidenschaftlich und stützt sich natürlich jeweils auf die allerneuesten Erkenntnisse der Wissenschaft. –
Da meinen die Einen, wir müssten unsere Hunde ernähren wie die Wölfe – sagen uns aber nicht, wie welche Wölfe – den grossen Nordischen – oder eher den kleineren Südlichen (deren Beute ja durchaus unterschiedlich ausfällt!).
Allerdings ist auch durchaus nicht logisch nachvollziehbar, weshalb das so sein sollte, denn unsere Hunde sind ja nicht gerade erst aus dem Wolf entstanden, sondern vor mindestens 15.000 Jahren!! –
Wie wurden unsere Hunde nun In diesen 15.000 Jahren ernährt???
Ganz sicher wurden sie genau so ernährt, wie es noch immer in all den Weltregionen üblich ist, wo die Futtermittelindustrie noch nicht regiert – sie bekamen und bekommen die Reste der ,,menschlichen" Nahrung – sorgen für die Abfallbeseitigung und leisten so u.a. einen wichtigen Beitrag zur ,,Lagerreinheit".
,,Hundefutter" – so etwas gab es nicht in meiner ,,Nachkriegs-Kindheit". – Diese Kindheit fand aber durchweg mit Hunden statt – sie bekamen ihre Ration aus den Resten unserer kargen Mahlzeiten! –
Etwas ganz Besonderes war es, wenn ich gelegentlich meinen Vater auf dem Fahrrad begleiten durfte, um aus einer weit entfernten ,,Abdeckerei" Fleisch für den Hund zu holen. Das wurde dann auch noch gekocht – und wenn ich an ,,Gestank" denke, dann denke ich an diese besonderen Fleischmahlzeiten für den Hund!
Nach heutigem ,,Erkenntnisstand" müssten diese Hunde ständig krank gewesen sein – das war jedoch nicht der Fall – vielmehr waren es muntere und leistungsfähige ,,Gebrauchshunde". Zu heutigen Hunden gab es allerdings einen entscheidenden Unterschied: Damals habe ich nie einen übergewichtigen Hund gesehen!!
Die Futtermittelindustrie andererseits versucht ständig, uns davon zu überzeugen, dass wir überhaupt nicht wissen können, was unser Hund wirklich braucht – das Alles wäre viiiiiiiiiiiiel zu kompliziert – also bitte nur Fertigfutter verfüttern!! –
Ja und nun – Trocken- und/oder Nassfutter – in unzähligen verschiedenen Zusammenstellungen – da scheiden sich nun wiederum die Geister! – Die Einen schwören darauf – die Anderen verteufeln es – und sowohl die ,,Marke", als auch der Preis haben eine ganz entscheidende Bedeutung - ,,Für meinen Liebling nur das Beste!" = das Teuerste!
Dabei würde es sich durchaus lohnen, sich immer wieder die Tests der ,,Stiftung Warentest" und ,,Ökotest" anzusehen: Dort könnte man nämlich lernen, dass ,,teuer nicht gleich gut" ist.
Wenn dann gelegentlich bekannt wird, was da Alles ins Fertigfutter gemischt wird, muss man schnellstens die ,,Ekelbremse" anziehen! –
Dann gibt es noch Vegetarier und Veganer, die unbedingt ein ,,Raubtier" im Haus haben wollen – dieses Raubtier soll nun aber auch vegetarisch, bzw. vegan leben. –
Fantastisch – da sollen die Einen fressen, wie die Wölfe – die Anderen sollen zu Vegetariern umerzogen werden!! –
Der umgekehrte Weg – als nämlich Kühe mittels Fleischmehl zu ,,Fleischfressern" gemacht werden sollten, ist jedenfalls gehörig in die Hose gegangen – erinnern Sie sich noch an BSE?? –
Nachdem Sie nun bis hierher alles gelesen haben, wissen Sie überhaupt nicht mehr, wie Sie Ihren armen Liebling ernähren sollen?? –
Soll ich Ihnen einen Rat(geber!) geben?? –
Also bitte:
Machen Sie was Sie wollen – vermeiden Sie Alles, was erwiesenermassen schädlich oder gar giftig ist - auch hier gilt natürlich: Die Dosis macht das Gift – hinterfragen Sie kritisch allzu euphorische Werbesprüche und bitte – benutzen Sie Ihren, hoffentlich gesunden, Menschenverstand!!
Monika Giese im Juni 2009