Zu jedem Hund der bei uns einzieht gibt es eine eigenen Geschichte - natürlich
nicht nur zum Tierschutzhund! Wobei ich finde, daß sich durch die Konstellationen,
die sich im Tierschutz aus Orga, meist ausgewachsenem Hund und Interessent (oft
in einem anderen Land..) ergeben, manchmal recht eigenwillige Episoden entwickeln.
Wie war das bei Euch?
Ich mach mal einen Anfang..
vielleicht kommen Eure ganz individuellen eigene Erlebnisse dazu
Meine Hündin kam hier aus dem Tierheim.
Da lief das wie in Tierheimen eben vermittelt wird - im Wesentlichen.
TSE hatte sie aus Spanien her gefahren und Info-material für sie zu den Unterlagen
dazugelegt, und einen Gutschein zur Kastrationsrechnung (den ich nie eingelöst
habe, auch nicht, als sie dann doch noch kastriert wurde).
Ein warmes Hundemäntelchen (das ich erst zu schätzen lernen mußte) und eine
Telefonnummer gab es auch dazu mit der dringenden Bitte, mich doch zu melden.
Das hab ich getan - ein unvergeßliches Telefonat mit der Vorsitzenden, die so gar
nicht damit klar kam, daß ich keinen Computer hatte und keine Digicam..
Ich fragte nach deutschsprachige Büchern zum Greyhound.. Gesundheit und so -
Fehlanzeige...
Das waren noch Zeiten
Meine wirklich grundlegenden Informationen über den Greyhound habe ich mir in
einem etwa halbstündigen Besuch bei meiner Tierärztin auf dem Heimweg nach der
Übernahme und einem ersten kurzen Basischeck abgeholt.
Der Sprinter unter den Hunden schlechthin.
Der Greyhound, hat sie gesagt, ist das Englische Vollblut unter den Hunden.
Ein Satz, der ziemlich viel mehr transportiert hat, als manch anderer mir mit 20
Sätzen sagen konnte.
Und: Der kann sich auf einem gefrorenen Acker ggf. mit seiner eigenen Kraft ein
Bein ausreißen.
Darunter kann ich mir etwas vorstellen.
Daß das Konsequenzen hat, ist klar. Was es für mich bedeutet auch.
Ich hab mich mit dieser Basis dann nicht viel gescheiter angestellt als andere
Menschen mit ihrem ersten grey. Jeden Tag haben wir etwas dazu gelernt. Aber
zumindest die ganz großen Fehler hab ich nicht machen müssen und wir mußten
auch keine dramatischen Verletzungen flicken.
Die Hinterhand wurde gleich geröntgt, damit ich wenigstens wußte, in welchem
Gelenk die Schmerzen sitzen, und ich habe daraus schnell Konsequenzen gezogen -
vielleicht die Basis dafür, daß die Prinzessin wieder und noch immer ganz normal
auch zwei Stunden mit uns spazieren gehen kann.
Dann kam das Internet.. und viele Monate Recherche zum Greyhound an sich und
in allen Lebenslagen.........
und das Bild von einem Rüden kam auch........
Der war in Irland bei Limerick Animal Welfare.
Bis er hier her kam war das eine ziemlich aufregende Zitterpartie, weil die Orga
normalerweise nicht auf den Kontinent sondern nach Amerika vermittelt und folglich
mit den Transportbestimmungen etc. damals noch praktisch keine Erfahrungen
hatte.
Alleine bis ich die erste Antwort auf meine mails bekommen habe, hat sicher 2
Wochen gebraucht. Als ich dann endlich so sauer war, daß ich dachte, auf die mail
würde jetzt sicher gar nichts mehr zurückkommen, kam eine klasse freundliche mail
als Antwort.
Telefonieren war schwierig wegen der Sprache - ich dachte ja, ich hätte mal Englisch
gelernt - das war irgendwie, als wäre ich im falschen Film.
Aber wir haben es geschafft, einen Eindruck voneinander zu bekommen und haben
danach wieder geschrieben - das ging dann reibungslos und ganz ohne Verstän-
digungsprobleme. War sehr nett, aufregend und bis im Irischen Alltagsdurchein-
ander alles vorbereitet war, was für die Ausreise an Formalitäten zu erledigen war,
ist fast doppelt so viel Zeit vergangen, wie ich hier einplanen müßte für genau das
gleiche Pensum an Papierkram und Impfungen.
Größtes Problem: Der Transport. 1500 km sind weit. Meine Zeit war knapp damals.
Aber als ich alle Alternativen verworfen hatte, hab ich das Auto zur Inspektion
gebracht und mich auf 3000 km alleine eingestellt.
Zwei Tage vor der geplanten Abreise kam ein Anruf von Pro Animale, sie hätten
jetzt doch noch einen Platz im Transport für meinen Hund, wenn er in Irland bis zu
ihrer Station gebracht würde..
LAW hat das trotz kranker Mitarbeiter und weiß ich was noch hinbekommen.
Jemand hat sich ins Auto gesetzt und ihn mit allen notwendigen Voruntersuchun-
gen, Entwurmungen, Gesundheitsbescheinigung, Impfausweisen und den Renn-
papieren 150 km über die Landstraßen gefahren nach der Arbeit.
Ich habe eine sehr große Hochachtung gewonnen vor irischen Tierschützern und
dem Engagement im Lauf der Jahre.
Drei Tage später konnten wir ihn dann bei Pro Animale in Uetzingen abholen, dort den
Vertrag machen und - damit hatten wir zwei..........
Bezahlt habe ich nie, bevor ich den Hund hatte. Aber es stand auch keine Minute
für mich zur Debatte, daß - komme was wolle - ich mich entschieden hatte und
Probleme zu lösen von dem Moment an schlicht in meiner Verantwortung liegen.
Vom Wesen sind sie sehr unterschiedlich.
Was sie so erlebt haben scheint auch recht unterschiedlich. Der Bubi war ein unbe-
darftes Riesenbaby während die Hündin einen 600 Hunde Kennel in Spanien hinter
sich hatte nach einer wahrscheinlich relativ guten Zeit in Irland (wenn ich das Verhal-
ten richtig interpretiere).
Daß der Rüde blind werden würde, wußte wohl keiner damals.
Die Hündin war nur wenige Tage nach ihrem letzten Rennen nach Deutschland
gekommen, die Muskulatur entsprechend stark und auch fest, der Rüde hatte zu
wenig Bewegung gehabt - die Muskulatur mußte ich über Monate erst wieder so
richtig aufbauen. Dafür konnte er viel besser mit dem Gelände umgehen.
Wohnungshaltung war ihnen beiden gleichermaßen völlig fremd.
Treppen üben war für beide eine echte Herausforderung - wobei unsere Treppe mit
überkragenden Stufen auch wirklich extrem unpraktisch ist für die langen Füße.
Was Hunde bei hiesigen Orgas auf der Pflegestelle lernen, haben wir hier direkt
schaffen müssen.
Dafür braucht man die Nerven und die Geduld. Und man kann die Hunde gerade am
Anfang auch wirklich nicht stundenlang alleine lassen. Wobei ich sehr viel gearbeitet
habe als der Rüde hier ankam - da konnte er aber mitkommen. Das wäre anders
nicht gegangen. Zu oft mußte der Zwinger gewohnte Butz raus und alles in seiner
Reichweite hat er als seines betrachtet - er kannte es schlicht nicht anders.
Es war aufregend beide Male, wenn auch völlig unterschiedlich.
Wie es ggf. nächstes Mal aussieht - man wird sehen..
Ich habe nur gelernt, daß es gut ist, wenn man flexibel bleibt und das Ziel dabei
nicht aus den Augen verliert.