Zitat von: Oval 5Hast Du nicht Lust mal ein Thema dazu zu machen, was Dir auf dem Weg besonders geholfen hat? Schließlich sind die Angebote unüberschaubar viele und bei weitem nicht alles ist so wertvoll wie es tut. Dafür ist vieles unglaublich teuer und dann hat einer vielleicht zuletzt das Geld nicht, den eigentlich wertvollen Weg auch noch zu bezahlen, wenn er vorher drei Sackgassen ausprobiert hat...
Hast Du besonders tolle Bücher oder einfach gute Tipps bekommen?
Oder hast Du Dich einfach hin gesetzt und nachgedacht? Wie ist das gegangen?
Ich habe mich hingesetzt, beobachtet, nachgedacht und mein Schlüsse daraus gezogen.
Als erstes steht für mich die Frage: wozu brauche ich den Hund und passt er zu mir? Das kam aus meiner einer leidvollen Erfahrung mit meinem Mali heraus. Und jetzt muss ich tatsächlich etwas weiter ausholen.
Ich habe Tiere schon immer geliebt durfte allerdings nie einen Hund haben. Als kleines Kind hatte ich sogar Angst vor Hunden, da unser Nachbar eine Boxerdame hatte die auf jeden Menschen am Zaun aggressiv reagiert hat. Diese Angst hat mir unser Nachbar ganz einfach genommen indem er den Hund auf mich losließ.
Wir wohnten in einer Sackgasse ohne Verkehr also durfte ich auch immer auf der Strasse spielen. Der Nachbar (ein alter Grieche mit sanfter Stimme) kam mir mit dem Hund entgegen, hat mich elendskleines Häufchen gesehen und sofort reagiert. Er blieb stehen, rief mir zu ich brauche keine Angst zu haben und ganz einfach nur ruhig stehenzubleiben. Dann hat er seinem Hund gesagt: "Guck mal, eine kleine Freundin - schön brav sein." und hat ihn von der Leine gelassen. Der Boxer stürmte auf mich zu und hat mich von oben bis unten abgeleckt, worauf meine Angst sofort verflogen war.
Das hatte zur Folge, dass auch unser Nachbar zur Rechten (alter Schuldirektor mit ebenfalls sanfter, leiser Stimme) seinen Airdale in meine Nähe ließ. Diese beiden alten Herren waren später für meine Überlegungen in Bezug auf Hundeerziehung sehr entscheidend, beide waren souverän haben mit sanfter Stimme und Liebe erzogen und sehr viel Rücksicht auf ihre Mitmenschen genommen - was in den 60ern durchaus nicht üblich war.
Dann kam mit 16 Jahren mein jugendlicher Übermut bei dem ich endlich einen Hund für mich durchsetzen konnte - hätte ich das mal lieber nicht gemacht. Ein Freund hatte einen Mali aus einem Tierheim geholt, dann festgestellt doch zuwenig Zeit zu haben und ihn mir übergeben. Ich bin vollkommen blind in diese Falle getappt, natürlich war auch ich den ganzen Tag zur Arbeit meine Mutter hatte Angst vor dem Hund und mein Vater war auch nicht zuhause. Dazu kam noch, dass es ein reiner Männerhund war, der mich zwar beschützt und verteidigt hat aber nichtmal im Ansatz dazu zu bewegen war mir zu gehorchen. Boris war von Natur aus scharf und sehr darauf bedacht beim Spaziergang niemanden in meine Nähe zu lassen, kurz gesagt: die ganze Familie war überfordert! Der Exbesitzer hat ihn dann wieder zu sich geholt - was ich schweren Herzens akzeptieren musste (mit dem saublöden Spruch meines Vaters: solange du die Beine unter meinem Tisch hast.....).
Zu dem Zeitpunkt habe ich beschlossen auf jeden Fall wieder einen Hund haben zu wollen, aber erst wenn ich die nötige Zeit dazu habe, zu dem Zeitpunkt wurde ich aber auch mit dem Windhundvirus infiziert, da ein guter Freund von mir einen Barsoi bekommen hat.
Bewusst oder unbewusst habe ich mich immer nur mit Hundeleuten angefreundet, so kam ich durch Boris auch zu einem Hundetrainer mit eigener Hundeschule und einer Zucht von Hochleistungsschäfern. Ich muss sagen: obwohl er sehr gut in seinem Fach war, auch Polizeihunde ausgebildet hat und seine Hunde auf Handzeichen gehorcht haben, war ich total entsetzt als ich die Trainingsmethoden gesehen habe. Meine Freundin hatte mit ihrem Mann auch einen Schäfer, der diese HuSchu besucht hat. Dieser Hund hat dem Herrchen sehr gut gehorcht, dem Frauchen leider gar nicht - im Gegenteil, er ging sogar auf sie los um sein Herrchen zu verteidigen. Das habe ich lange beobachtet und daraus meine Schlüsse ziehen können - Herrchen war ein sanfter Riese, Frauchen eher laut und dominant. Nachdem meine Freundin und ich uns täglich gesehen haben, habe ich mir eines Tages den Hund geschnappt und versuchsweise mit ihm alleine einen Spaziergang unternommen. Ein Traum von Hund: aufmerksam, lieb, folgsam und sehr lernwillig ... aber eben nur bei Herrchen und nun eben bei mir. Plötzlich ging mir der Osram
auf: leise, bestimmt und sanft war das Rezept! Innerhalb einer Woche habe ich dem Hund - der seine Kommandos natürlich sehr gut konnte - Handzeichen beigebracht, Frauchen empfohlen doch besser den Mund zu halten
und nur mit Handzeichen den Hund zu lenken. Das hat bestens funktioniert!
Es hat dann aus verschiedensten Gründen noch jahrzehnte gedauert bis auf den Hund kam
, dank meines zweiten Mannes wurden es Windhunde da auch er mit dem Virus infiziert ist.
Das also war mein Weg zur Hundeerziehung, für MICH der einzig Richtige, ich erhebe allerdings nicht den Anspruch, dass es der einzige Weg zur Erziehung ist. Noch heute bin ich den beiden alten Herren dankbar mir diesen Weg gewiesen zu haben - auch wenn ich es erst viel später richtig kapiert habe.