Ich kannte die Filme nicht. Was ich
darin jetzt bezüglich der Architektur von Fabrikgebäuden gefunden habe ist zum Teil ähnlich, allerdingst vermute ich, daß man in England einen Vergleich der Architekturstile wenig schätzen würde. Weil natürlich gab es im Industriebau Ähnlichkeiten - so was entsteht ja schon aus den technischen Möglichkeiten der jeweiligen Zeit. Trotzdem sehe ich mehr fragile Elemente, als in zeitgleich in Deutschland gebauten Fabriken.
Der damalige Baustiel in Deutschland hatte einen ausgesprochen menschenverachtenden Ausdruck und war in keiner Weise nur praktisch - man kommt sich neben den Gebäuden ziemlich belanglos vor. Das paßte auch zur Weltanschauung - der Mensch als kleines Nichts, der Staat als großes, starkes und sicheres Domizil. Aus heutiger Sicht ist das - man kann die Geschichte ja nicht ungeschehen machen - ein deutliches Zeichen einer völlig unverantwortlichen Menschenverachtung. Für Individualität, Spielereien (wie z.B. im Österreichischen Kaisserreich) hatte man nichts übrig. Alles mußte einen Zweck erfüllen oder es wurde weitgehend ersatzlos gestrichen - von starkem Mauerwerk ersetzt. Das hat oft was von Burgen..
Man braucht die heutigen Fabrikgebäude nicht schön zu finden, aber sie sind in weiten Bereichen aktuell sehr viel "angreifbarer" - luftiger. Wie gesagt: Die technischen Möglichkeiten haben einfach einen sehr starken Einfluß und selbstredend stimmt, daß man sich auch heute gute Architektur meist zugunsten des Profits spart. Aber es gibt - zumindestens hier - deutlich mehr Transparenz in Form von verglasten Flächen, Eingangsbereiche sind heute meistens ohne Treppenaufgänge barrierefrei gestaltet, die Anmeldung ist oft auf weite Entfernung schon zu sehen.. weil auch die Betonmassen der Siebziger Jahre haben wir inzwischen hinter uns :-) Daß es da viel gibt, was einfach schlecht entworfen ist steht außer Frage. Das war aber sicher immer so.
Wie gesagt - ich würde nicht wollen, daß jemand das Wehr umbaut um es irgendwie weniger wuchtig oder niedlicher zu machen. Es ist aus einer wenig niedlichen Zeit, es muß ungeheuerlichen Wassermassen aushalten und ist so wie es ist in sich völlig schlüssig. Wobei der Verwatungstrakt schon erneuert worden und wie ich finde auch ganz ordentlich gelungen ist.
Das bedrückende Gefühl ist speziell bei diesem Wehr aber nicht zu läugnen - vielleicht ein gutes Mahnmal. Weniger künstlich und abstrakt als extra zu dem Zweck der Erinnerung gebaute Gedenkstätten.
Die braucht es auch als Ausdruck der Scham vor dem ungeheuerlichen Unrecht, aber zum Gedenken und Erinnern im Alltag braucht man sie nicht. Da reicht es an einem einfachen Stauwehr mal einen Moment inne zu halten.