Also, ganz durchgelesen hab ich es noch nicht, aber nach den erste 2 Kapiteln würde ich sagen, das ist das Gegenstück zu "Retired Racing Greyhounds für Dummies".
Während letzteres von einer Frau aus dem Greyhound-Tierschutz geschrieben wurde und vergleichsweise billig produziert ist, das Wissen also vorwiegend im Text weiter gibt, ist "Born To Run" von einem Mann aus dem gleichen Tierschutz geschrieben, der versucht einen großen Teil der Fakten im Bild weiter zu geben.
Im Vorwort schreibt Reed, er habe nach 12 Jahren als GreyhoundPapa und (sehr) aktives Tierschutzmitglied für die ExRacer angefangen, mit anderen via Internet zu kommunizieren und sie wären so stark gegen die Rennen gewesen, hätten aber im Gegensatz zu ihm nie selber die Rennbahn, Zuchtstellen oder Kennels besucht.
Also hat er sich entschieden, ein Buch zu machen, in dem das Leben der Hunde vor und auf der Rennbahn, in den Adoptionszentren und dann als Pet einmal quer durch die USA im wahrsten Sinne des Wortes "gezeigt" wird. Kurze erläuternde Texte ergänzen eine Fülle gestochen scharfer, typisch amerikanischer Fotos. Etwas weniger tiefschürfend sind die Erklärungen, als im eingangs erwähnten Buch von Lee Livingood, auch ist das Buch weniger Ratgeber, mehr der Versuch, die fehlenden persönlichen Eindrücke zu ersetzen. Wer bei den Bildern dem RennGrey nicht verfällt, wird es wohl auch im normalen Leben nicht.
Einen Haken hat der Ansatz: Für eine derartige Sammlung an Fotos braucht man ständig die Unterstützung von Menschen aus der Industrie. Keiner kommt einfach so in einen Zuchtkennel, steht bei der Einlieferung neben der Waage etc.. und natürlich wird sich niemand die Blöße gegeben haben, Ryan H. Reed die schmutzigen Ecken hinter dem Schuppen eines drittklassigen Möchtegerne zu zeigen. Von denen fehlt dann natürlich auch jede Spur.
Umgekehrt muß man aber einkalkulieren, daß die Unterbringung ausgedienter Rennhunde in den USA 2001, als die ersten Aufnahmen gemacht wurden, auch schon auf einem Stand war, wo es nicht mehr viele schwarze Schafe gibt. Fast 100% der Rennhunde, die nicht oder nicht mehr laufen, werden laut Buch bei Drucklegung 2008 über vermittelnde Orgas untergebracht. Ungewollte Hunde sind also praktisch nie eine Last für Trainer, weil sie in ziemlich professionell geführten Vermittlungskennels landen, oft nahe bei den Rennbahnen, die sich nicht mal im Tagesablauf groß Unterscheiden von den Rennkennels.
Auf den Rennbahnen in den USA werden Berichte verfasst von den Stewards bei der Einlieferung der Hunde, die ich mal - ich glaube bei Grey2KUSA * - im Netz gefunden hatte. Was da beanstandet wird, ist für uns als Heimtierhalter nicht mal wert überhaupt bemerkt zu werden, geschweige denn, daß wir etwas unternehmen müßten. Das System der Hunde-Rennen ist ausgesprochen professionell gestaltet und zwar bis zur Unterbringung als Familienhund.
Ein Pet möchte ich in den USA allerdings dann nicht sein, denn von Krallen schneiden und ähnlichem fehlt vielen Besitzern von als Haustier gehaltenen ExRacern in den USA tatsächlich jeder Plan. Aber ich bin da vielleicht auch nicht das Maß der Dinge, denn mich zieht es schon als Mensch nicht nach Amerika - alles irgendwie zu groß und zu rationalisiert für meinen Geschmack.
In diesem Sinne ist das Buch eine Bereicherung in meiner Sammlung, weil es ganz ohne ständige Anschuldigungen den Renn-Greyhound alleine durch die wirklich schön gemachten Fotos in Szene setzt. Da wird kein Porzellan-Püppchen stilisiert, keine verhungerte, im Schuppen vergessene Kreatur angeprangert, sondern der Renn-Grey als das gezeigt, was er ist: Ein Sprint-Läufer in einer Industrie, die in ausgesprochen festen, gut durchorganisierten Tagesabläufen eine große Anzahl Athleten umfassend versorgt, um mit einem ungeheuerlichen zeitlichen und oft auch finanziellem Aufwand damit den Lebensunterhalt ihrer Mitglieder zu verdienen.
* geh ich gleich noch suchen, ob ich das irgendwo habe.. also wo das her war/einsehbar ist