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Weshalb soll es denn ausgerechnet ein Windhund sein ..??

Begonnen von Timido, 16.09.2012, 19h40

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Timido

Weshalb soll es denn ausgerechnet ein Windhund sein ..??

So, oder ganz ähnlich lautet die Frage der (meisten!) Windhundzüchter an Interessenten! –
Es ist nämlich noch gar nicht so lange her, da man einen Windhund ausschliesslich beim Züchter bekommen konnte.
Man musste sich auf die Suche machen – und wenn man dann einen Züchter gefunden hatte, hatte der nicht auch gleich Welpen ,,auf Lager"!
Also hieß das: Warten oder nach anderen Züchtern der gesuchten Windhundrasse fahnden.
Idealerweise geriet man dann an den DWZRV (Deutscher Windhundzucht und Rennverband, der dem VDH angeschlossen ist), konnte dort erfahren, wo gerade Welpen waren.
Und dann ging es meist am Telefon schon los – es wurden einem Löcher in den Bauch gefragt. Wer diese ersten ,,Tests" bestanden hatte, durfte zum ,,Schnuppertermin" anreisen – denn es war kaum wahrscheinlich, dass der Züchter in der Nähe wohnte.
Wegen all dieser ,,Hindernisse" hatten sich die ,,Windhundhalter in spe" meist schon eingehend mit dieser Rassegruppe auseinandergesetzt und sich wenigstens einige Gedanken darüber gemacht, ob ein solcher Hund zu ihnen passen würde. –

Heutzutage ist das Warten auf den Windhund nicht mehr angesagt - vielmehr ist das Internet überschwemmt von den Hilferufen der ,,Tierschützer", die händeringend Tausende von Windhunden (vor allem aus Spanien!) an den Mann/die Frau bringen wollen.

Von diesen lieben ,,Hundemenschen", bzw. den Heerscharen an sogenannten ,,Tierschützern", die sich inzwischen der Rettung von Windhunden aus Spanien verschrieben haben, wird Ihnen dann vielleicht geraten:
,,Macht Euch keine Gedanken - Hund ist Hund - ein Windhund ist auch nur ein Hund!" -

Aha - und wie ist er nun, dieser ,,Hund ist Hund"???

Haben sich diese Tierfreunde schon einmal wirklich mit Hunderassen beschäftigt??

Die Allermeisten dieser Tierschützer wohl eher nicht, (denn im Tierschutz landen ja überwiegend Mischlinge und die Überproduktion von Massenvermehrern!), sonst wäre ihnen nämlich bekannt, dass alle Rassehunde Spezialisten sind, die jeweils für einen ganz bestimmten Zweck - eine bestimmte Leistung - sorgfältig gezüchtet wurden.
Diese Spezialisierung prägen all die vielen Hunderassen nicht nur in ihrem äußeren
Erscheinungsbild, sondern ganz wesentlich auch in ihrem jeweils ganz rassetypisch unterschiedlichen Wesen!

Genau diese Spezialisierung macht es jedoch nötig, sich mit den ursprünglichen Aufgaben der Rasse zu beschäftigen, die wir uns ins Haus holen wollen! -

Gefragt ist eben auch und gerade im Tierschutz nicht der spontane, von Mitleid geprägte Entschluss, einem armen Tier ein Zuhause geben zu wollen, sondern die sorgfältige Abwägung, ob ein Tier mit seinen rassetypischen Eigenschaften auch wirklich zu uns passt!

Man denke nur an all die armen Hütehunde (Border Collies, usw.!) aus Massenproduktionen (weil gerade ,,Modehund"!), die ein trauriges Dasein bei völlig überforderten Besitzern fristen! -
Auch diese Menschen haben sich nicht mit diesen Rassen beschäftigt und wurden auch von den ,,Produzenten" nicht darauf hingewiesen, dass sie sich einen ganz speziellen ,,Spezialisten" ins Haus holten!
Als Folge all dessen wandern Hunde solcher ,,Moderassen" dann vermehrt in die Tierheime!

So oder ähnlich ergeht es nun vielen Menschen, die einfach nur schnelle Hilfe (wenn Ihr nicht rettet, ist er/sie Morgen tot!) leisten wollten, und nun plötzlich mit dem ,,Spezialisten" Windhund konfrontiert wurden! -
Windhunde sind inzwischen leider - der unbeschreiblichen Zustände in Spanien, England und Irland wegen - zum ,,Massenartikel" geworden.
Und um diese Massenimporte herum entwickelt sich nun schnell auch ein ,,Markt" für Trainer und Hundeschulen - man kann ja auch noch Geld machen mit der Unkenntnis all der vielen Menschen, die so unversehens zu Windhund-Haltern wurden! -
Dieser leidige, so wenig in unsere Umwelt passende ,,Jagdtrieb" muss doch irgendwie in den Griff zu bekommen sein:
Also werden nun bundesweit überall Seminare angeboten - ,,Antijagdtrainings" veranstaltet - da soll genetische Veranlagung ,,umkonditioniert" werden - und dergleichen Unsinn mehr! -
Natürlich verweisen solche Anbieter nicht auf die wirklich ,,windhundkundigen" Menschen, die es u.a. reichlich im DWZRV gibt. -
Im Gegenteil, genau diese meidet man offensichtlich - aus sehr nachvollziehbaren Gründen!

Jagdtrieb haben übrigens (fast!) alle Hunde, obwohl das (außer beim Windhund!) bei allen Rassen immer als unerwünscht gilt - erwünscht (und bewusst herausgezüchtet!) ist bei all diesen anderen Rassehunden vor allem Eins:
Der unbedingte und bedingungslose Gehorsam - deshalb kann (und sollte!) man bei all diesen anderen Rassen auch Erfolg haben mit all diesen ,,Antijagdtrainings"!

Ein derart bedingungsloser Gehorsam kann bei einem Windhund nun gerade nicht erwünscht sein! Wie sollte er wohl seine Arbeit verrichten, wenn er bei der Hetze auf Befehle angewiesen wäre?
Wir haben hier schon sehr oft darauf hingewiesen, dass man Windhunde sehr wohl - und meist auch sehr einfach - auf ganz sanfte Art erziehen kann! - Sie haben (wenn wir sie lassen!) eine sehr enge Bindung an uns!
Lassen Sie sich nicht einreden, wenn er hetzt, würde das mit einer mangelhaften Bindung an Sie zu tun haben!!
Er folgt lediglich seinem genetischen Programm - tut die Arbeit, für die er gezüchtet wurde! -
Und das lässt sich nicht, mit welcher ,,Umkonditionierung" auch immer, wegtrainieren!
Sie sind nicht schuld - oder zu blöd - oder der Hund hat keine Bindung an Sie - wenn er Beute erspäht - und hetzt!

Die einzige Möglichkeit den Jagdtrieb in den Griff zu bekommen, besteht nach wie vor immer darin, dass Sie vor ihrem Windhund sehen, was ihn interessieren könnte! -
Es ist völlig gleichgültig, wie viele Trainings sie mit ihm absolviert haben - machen Sie das ruhig, solange Sie wirklich das Gefühl haben, ihr Hund hat Freude daran!
Nur sollten Sie danach keinesfalls glauben, sie könnten verträumt mit Ihrem Windhund durch die Landschaft schlendern, während er immer in ,,Reichweite" bleiben wird.

Wenn wir uns für einen Windhund entscheiden - weil uns sein Aussehen und sein Wesen wirklich faszinieren - dann bleibt nichts Anderes übrig, als auch seinen Jagdtrieb einzukalkulieren - denn genau der hat ihm sein Äußeres und sein ganz besonderes Wesen beschert!


Monika Giese im April 2010











Oval 5

Nicht daß ich Deine überschwänglichen Glauben an unseren DWZRV ungetrübt teilen würde - auch dort ist Licht und Schatten untrennbar - aber natürlich rennst Du bei mir offene Türen ein mit der Forderung,
man möge sich Gedanken machen was man sich in`s Haus holt bevor es so weit ist
und ganz deutlich auch mit
Zitat...Wenn wir uns für einen Windhund entscheiden - weil uns sein Aussehen und sein Wesen wirklich faszinieren - dann bleibt nichts Anderes übrig, als auch seinen Jagdtrieb einzukalkulieren - denn genau der hat ihm sein Äußeres und sein ganz besonderes Wesen beschert!..

Albern zu glauben, daß ein - und hier beziehe ich mich nun wieder ganz dezidiert auf mein Steckenpferd - den Renn-Grey aus Leistungszucht - in seinem Jagdtrieb beherrschbar wäre, wenn er für seinen eigentlichen Zuchtzweck noch brauchbar sein soll. Witzlos so ein Rennhund auf der Bahn, der sich ablenken ließe.
Aber - wenn man die wenigen Videos anschaut von den kommerziellen Rennen, bei denen auch die Präsentation der Hunde und das Einsetzen vor dem eigentlichen Lauf dokumentiert ist wie z.B. icon_arrow.gif - kann man durchaus sehen, daß es nicht notwendig ist auf eine geordnete Disziplin mit so einem Renn-hund zu verzichten.
Ganz im Gegenteil kommt einem der Renn-Grey da um ein Wesentliches weiter und leichter entgegen als die meisten Galgos aus dem Tierschutz, die ich erleben konnte. Die Greys sind im Vergleich zu den meisten andren Rassen die ich so im Alltag erlebe sehr leicht lenkbar und durchaus bestrebt, sich so zu verhalten, daß sie das Wohlwollen ihrer Halter bekommen. Der "will to please" - also der "Wille zu gefallen" - ist sehr stark ausgeprägt und auch die Bereitschaft die eigenen Wünsche hint anzustellen. Außer bei der bewegten Beute...

Und was wäre auch noch übrig, wenn ihnen die nichts bedeuten würde...  wink.gif


   

Timido

 wink.gif - "Überschwänglicher Glaube" - und DAS im Zusammenhang mit mir wäre einfach ein Widerspruch in sich - denn mit dem "Glauben" stehe ich auf Kriegsfuss - für mich geht es immer um "Wissen"!
Mir standen einfach die Haare zu Berge, als ich den ganzen Unsinn, der auf TS-HP´s über Windhunde zu lesen war, las! - Das auch im DWZRV nicht alles Gold ist, was glänzt ist ja auch mir klar - nur - den meisten DWZRV-lern ist doch zumindest klar, auf was sie sich mit einem Windhund einlassen und ich wüsste Niemanden, der dort "Anti-Jagdtrainings" und den "konditionierten Rückruf" anbieten würde.
Und - natürlich lässt sich ein Windhund erziehen - dagegen sage ich ja auch nichts - ganz im Gegenteil - die Erfolge dürften aber auch jeweils unterschiedlich ausfallen - was beim Grey noch einfach ist wird bei so manchem Afghanen nur einen vielsagenden Blick einbringen  wink.gif.
Ich glaube, der "will to please" ist bei den westlichen Windhunden deshalb ausgeprägter, weil die Distanzen, die sie bei der Jagd zu absolvieren hatten deutlich kürzer waren, als bei den Orientalen - also auch die Einflussnahme durch den Jäger noch eher möglich war.

Oval 5

#3
Weißt Du, ich habe nicht vor, hier irgend jemandem generalisiert auf die Zehen zu treten. Weil erfahrungsgemäß trifft es doch meistens die Falschen bei Verallgemeinerungen.
Das möchte ich gar nicht.

Relevant ist, daß jemand, der einen Windhund übernimmt sich bewußt macht, was das konkret für den Jagdtrieb bedeutet.

Und dann ist der nächste Schritt, daß sich derjenige versuchen möge zu informieren, was ihn bei der jeweiligen Rasse, die ihm vorschwebt erwartet.
Weil es eben mMn nicht ausreicht, sich mit dem Jagdlichen auseinander zu setzen.
Die beiden Rassen, die ich im Moment gleichzeitig hier pflege könnten unterschiedlicher nicht sein.
Daß sie beide zu den Windhunden zählen ist Realität. Auch daß sie sich bezüglich ihrer Begeisterung für bewegte Objekte gegenseitig die Hand reichen können.
Trotzdem verlangen sie mir doch in sehr unterschiedlicher Weise Konzentration ab und sind auch ziemlich unterschiedlich in ihren Reaktionen.

Selbstverständlich wirst Du im DWZRV prozentual mehr Menschen finden, die das als Basiswissen verstehen. Schließlich sind das Menschen, die sich einem Verein anschließen der sich ausschließlich mit Windhunden beschäftigt.
Treffe ich heute im Aquarienverein doch auch einen größeren Prozentsatz Menschen mit Grundkenntnissen über Fische und deren speziellen Haltungsansprüchen, als wenn ich mich beim Baumarkt in der Tierabteilung für Aquaristik umsehe.


Ob der Unterschied im Verhalten von Afghanen und Greyhounds an Distanzen liegt - weiß nicht. Vielleicht. Beide sind für bestimmte Zwecke gezüchtet und selektiert worden. Der Renn-Grey wird das noch heute, Afghanen wie man sie heute bei uns auf der Straße oder Ausstellung sieht, haben nur noch in Ausnahmefällen etwas mit ihrer eigentlichen Zuchtselektion auf Jagdtauglichkeit zu tun. Gibt sicher immer mal einen.
Im DWZRV wirst Du für diese Einschätzung meinerseits da sofort ein Kontra bekommen das sagt, der Renn-Grey für die Bahn hätte nichts mit dem eigentlichen Jagd-Gehilfen von einst gemeinsam. Und natürlich stimmt das.
Nur - im Tierschutz landen auch die Coursing-Greys aus irischen Zuchten - und die haben allerdings deutlich mehr mit der eigentlichen Jagd zu tun, als die Ausstellungstiere, denen man das hier andichten möchte.

Ich finde nicht, daß man das werten muß für andere.
Jeder hat seine Präferenzen und die können wir wirklich respektieren ohne uns verbiegen zu müssen.
Für sich selber muß man aber wo möglich vor der Anschaffung die Unterschiede erkennen lernen und sich dann entsprechend informieren/können.
Bei dem "können" wird es aber schwierig.
Spätestens, wenn es auf Deutsch sein soll und nicht ideologisch vorgefärbt.

Ich wäre der letzte, den man über den Afghanen befragen müßte. Ich finde das ist ein schöner Hund. Aber zu behaupten daß ich etwas über ihn wüßte wäre blanker Hohn für all jene, die sich mit der Rasse beschäftigen.

Zum Renn-Grey hab ich mich nun einige Jahre ein bisschen schlau gemacht und versuche eben weiter zu geben oder zur Diskussion zu stellen was ich weiß oder erlebt habe. Und hoffe natürlich, daß da auch noch mehr Erfahrungen auch von anderen dazu kommen werden. Weil es mir einfach in der Seele weh tut, daß dieser in der Haltung wirklich nicht besonders schwierige Hund mangels Kenntnis noch immer nicht den Stellenwert unter den Tierschutzhunden hat, der helfen würde das Tal der Tränen für die "übrig bleibenden" endlich zu überwinden.

Einen ehemaligen Rennhund zu übernehmen ist nicht das gleiche, als wenn man einen Welpen hier aus einer entsprechenden Zucht übernähme.
Zu letzterem bekäme ich bei unseren Züchtern allerdings fundiert Auskunft. Und das finde ich auch wirklich schön! Also ich muß hier keinen dafür verurteilen, wenn er Hunde züchtet auf einem nennenswerten Niveau.

Nur sind die Zahlen in Deutschland gezüchteter Renn-Grey Welpen so gering und die der (innerhalb Europas) vorwiegend auf den Inseln gezüchtet, trainiert und eingesetzten so erdrückend hoch, daß ein fundiertes Wissen über die speziellen Bedingungen, die ein ausrangierter Rennhund an seinen künftigen Besitzer stellt zwangsläufig nicht in erster Linie aus dem Verband kommen kann.
Die ursprüngliche Verwendung vor 100 Jahren ist sicher ein wichtiger Aspekt,
aber was mich in der Realität als Neubesitzer betrifft sind bei solchen Hunden ganz oft viel konkretere Details, bedingt durch spezialisierte Zucht, Aufzucht, Training und Lebensbedingungen für die Rennbahn.
Ich übernehme ja einen Hund mit Vorgeschichte. Und diese Vorgeschichte ist sehr gezielt gestaltet worden von den Vorbesitzern. Ganz anders als bei einem großen Teil all der armen Tierschutzhunde, die auf den Straßen Europas rundum eingesammelt werden.
D.h. auch die allseits über den Galgo verbreiteten Informationen werden dem Renn-Grey nicht gerecht.

Ein Galgo und ein Rennhund haben kaum Berührungspunkte in dieser Hinsicht - so ähnlich sie auch aussehen mögen. Sowohl vom Wesen als auch vom Umgang als auch von der geplanten Verwendung sind sie sehr unterschiedlich.
Das ist keine Wertung von gut oder schlecht. Es ist eine Feststellung. Tatsache.


Ich selber habe ja kein Problem damit, wenn es hier mehr Windhunde gibt als früher - ganz im Gegenteil finde ich sie mindestens so angenehme Zeitgenossen wie Hunde anderer Rassen.
Aber natürlich gehört ein fundiertes, wenig gefühlsbetontes Wissen über die Bedürfnisse der jeweiligen Rasse dazu, wenn das nicht aus dem Ruder laufen soll.
Mitleid mag ein Grund sein, so einem Hund helfen zu wollen, für die Haltung braucht es aber natürlich (wie bei allen Tieren!) auch das entsprechende Wissen und eine darauf aufbauende realistische Einschätzung, ob man das auch umsetzen kann und möchte, was nötig ist.

Tun wir hier unseren Teil dazu, ist das doch ein guter Anfang, oder?  klimper.gif 
 


heiwak

Für mich wäre es auch sehr wünschenswert wenn sich die zukünftigen Windhundbesitzer vorab über ihre gewählte Rasse informieren - und zwar breitgefächert! Also nicht nur beim DWZRV, über Bücher und Internet sondern idealerweise auch Halter kontaktieren damit man den Hund auch live erleben kann.

Wir lieben unsere Hunde (Afghane und Saluki) wegen ihres wunderbaren Charakters und nicht wegen ihrem Aussehen oder weil man damit angeben kann - was anscheinend vielfach der Grund für die Anschaffung einer bestimmten Rasse ist. Ich erinnere mich da an eine Aussage (die einer Afghanenhalterin passiert ist) einer Berliner Dame: "Jetzt haben schon Krethi und Plethi Afghanen!"
Wir wären mit einem Whippet, Galgo oder Windspiel nicht glücklich weil sie ganz einfach nicht unserem Temperament entsprechen. Genausowenig würde ich nicht mal im Ansatz über einen Hütehund oder einen Schutzhund nachdenken und genau das sollte jeder beachten: entspricht der Charakter meiner Rasse meinen Lebensumständen?

Anti-Jagd-Training usw. halte ich für "meine" Rassen für totalen Blödsinn, wie soll ich einen Orientalen der seit Jahrtausenden auf selbstständiges Jagen bei großen Entfernungen gezüchtet wurde von seinem Genprogramm abbringen? Natürlich sind auch Orientalen erziehbar, wobei es da auch große Unterschiede gibt. Afghanen sind ganz leicht zu erziehen, Salukis haben dagegen noch mehr Selbstständigkeit bewahrt und es braucht schon große Geduld ihnen meine Sichtweise von Zusammenleben zu vermitteln. Abrufbarkeit an einem möglichen Jagdobjekt halte ich bei Salukis für extrem schwierig bis unmöglich, bei Afghanen kann es funktionieren. Darauf lasse ich mich jedoch nicht ein, Freilauf - der hier durch die Bodenbeschaffenheit sehr schwierig ist - gibt es nur in eingezäuntem Gelände.

ZitatDie einzige Möglichkeit den Jagdtrieb in den Griff zu bekommen, besteht nach wie vor immer darin, dass Sie vor ihrem Windhund sehen, was ihn interessieren könnte! -
Es ist völlig gleichgültig, wie viele Trainings sie mit ihm absolviert haben - machen Sie das ruhig, solange Sie wirklich das Gefühl haben, ihr Hund hat Freude daran!
Nur sollten Sie danach keinesfalls glauben, sie könnten verträumt mit Ihrem Windhund durch die Landschaft schlendern, während er immer in ,,Reichweite" bleiben wird.

Seit wir mit unseren Windhunden zusammenleben habe ich meine Sinne schärfen müssen, entspanntes Plaudern mit anderen Spaziergängern ist mir erst in letzter Zeit gelungen und nur dadurch weil ich auf die Körpersprache meiner Hunde achte - so muss ich nicht immer die ganze Umgebung im Blick behalten. Es wimmelt hier nur so von Karnickeln und Katzen, bis jetzt habe ich sie bei Spaziergängen an der Leine immer vor meinen Hunden gesehen. Auf dem Auslaufgelände (großer, eingezäunter Grund unserer Freunde) kann es aber durchaus einmal passieren, dass ein Karnickel den Hunden zum Opfer fällt. Das ist mir zwar noch nicht passiert aber die zwei Mischlinge unserer Freunde haben schon einige Häschen auf dem unübersichtglichem Grundstück gekillt.

Maus

Ich habe mit meinem Ex-Racer "Antijagttraining" gemacht und es hat etwas gebracht!
Auch wenn das hier ein "altes" Thema ist und meine eigene Erfahrung nicht allgemeingültig ist (mir das auch sehr bewusst!) möchte ich das doch einbringen wenn gesagt wird ein Greyhound/ex-Racer wäre per se nicht abrufbar und nicht auf Rückruf trainierbar etc. Es kann sich aber durchaus lohnen es zuerst zu trainieren und dann zu schauen wie weit man damit kommt.
Die Frage ist was genau erwartet man.
Auch ein ganz normaler Jagdhund (dazu zählen auch sogenannte Familienhunde wie Labrador und Retriever) ist kaum und wenn erst nach intensivem und richtig gemachtem Training (was auch nicht jedermanns/fraus Sache ist) von flüchtender Beute abrufbar. KEIN Hundehalter sollte sich bei vor seiner Nase flüchtendem Wild auf seine Abruffähigkeiten verlassen- funktioniert bei fast allen Hunden selten!
Antijagttraining heisst (für mich jedenfalls und meinen Windhund), vor allem Ansprechbarkeit zu trainieren und die Zeit der Ansprechbarkeit zu verlängern, so dass meine Chancen als Halter ihn im richtigen Moment "abzurufen" real sind. Das heisst bevor der Hund losrennt. Auch erhöht so ein Training wenigstens die Chancen den Hund, sollte es dann doch einmal passiert sein dass er ab ist (wovor niemand 100% sicher sein kann, nicht einmal wenn der Hund immer an der Leine ist, kann es mal doof laufen!) dem Hund wieder "habhaft" werden zu können. Das allein ist schon Grund genug erst recht mit einem so schnellen Hund so ein Training (sehr ernsthaft!) zu machen!

Ich finde im Gegenteil es sehr gefährlich einen Jagdhund (und das ist ein Windhund) nicht "an der Jagd" zu trainieren. Zu lernen hat er was man von ihm bei Wahrnehmung von Beute (in welcher Form auch immer) erwartet und wie genau er das umsetzen soll (was er dann machen soll).
Keinem Jagdhund kann man das jagen abtrainieren und dem Windhund kann man das Hetzen natürlich nicht abtrainieren- darum geht es aber gar nicht. Im Gegenteil, es geht darum ihm einen Teil davon zu lassen- den, den man kontrollieren kann und diese Kontrollierbarkeit auszubauen und damit "zu spielen".

Es ist einfach nicht wahr, dass ALLE ex-racer im Wald NUR Beute suchen und SOFORT losrennen wenn sie etwas sehen und das alles ohne Leine vollkommen unkontrollierbar für den Menschen ist/bleibt, auch wenn der mit dem Hund eine vertraunesvolle und führungsstarke Beziehung aufgebaut hat. Auch ein ex-racer ist nicht NUR eine Hetzmaschine!
In Wald (und Feld) laufen für den (Wind-)Hund Hunderte verschiedene Sachen ab, dies zu erkennen ist mal die erste/wichtigste Aufgabe des Halters eines solchen Hundes und da fängt man dann an ihn kennenzulernen (auch mit all seinen individuellen (und nicht NUR Rasse bezogenen) Anlagen- die ebenso zu berücksichtigen sind).

Das ganz grandiose an einem Windhund ist eben genau, dass ihm keine der Jagdsequenzen abtrainiert wurden und er ALLE diese Fähigkeiten in sich hat. Mit seiner langen Nase übrigens ein grossartiger "Schnüfffelhund" ist, er kann auch vorstehen und apportieren etc.

Wer sich damit (wie Hunde Jagen und was so eine "Ausbildung" bedeutet) nicht auseinandersetzen kann/will hat mit einem Jagdhund an sich doch schon nichts "verloren". Und auch ein Ex-Racer ist ein Jagdhund der mehr kann als Hetzen und hat ein Recht auf ein ihm und seinen Anlagen soweit wie möglich gerecht werdendes Leben an dem er nicht nur auf dem Sofa und im Garten gehalten wird sondern die Welt entdecken darf und seine Interessen so weit sie dann händelbar sind entdecken und wahrnehmen kann. Mit dem Hund das zu erarbeiten, dass seine Welt eben ein bisschen grösser wird (grösser als Kennel, Rennbahn, Sofa) ist das grosse Geschenk was man mit so einem Hund mitgeliefert bekommt!
Man muss DARAN Freude haben und bereit sein daran und damit zu wachsen!! Aber man kann- und es macht unendlich viel Spass!