Der Text unverändert als Zitat wie er von Tierparkservice Heino Krannich auf fb eingestellt ist.
Da würde ich ihn niemals finden, wenn ich ihn bräuchte, deshalb hier. Credit dem Verfasser!
Da steht, wie man Futterstellen einrichtet und überwacht und was man nicht tun darf
Zitat von: Tierparkservice Heino Krannich, 30. Dezember 2019 ·
Hund entlaufen - Das A und O sind die Futterstellen
Immer wieder merke ich, wenn die verzweifelten Besitzer entlaufener Hunde bei mir anrufen, dass ihnen oftmals die Wichtigkeit von Futterstellen nicht bekannt ist. Daher versuche ich es noch einmal so zu erklären, dass es auch die verstehen, die mit einer Hundesicherung bisher "nichts am Hut" hatten.
Stellen wir uns nun einmal ein typisches Beispiel vor, wie es sich im Moment stündlich abspielt. Hund Bello von Familie XY ist im Garten, als plötzlich direkt nebenan ein Silvesterknaller losgeht. Bello springt voller Panik über den Zaun, wird beim Überqueren der Kreuzung fast von einem Auto angefahren, dessen Fahrer wütend hupt. Bereits nach wenigen Sekunden ist der Hund aus dem Blick der Besitzer und rennt, rennt, rennt...
Familie XY informiert nun zeitnah die Polizei, das zuständige Tierheim/Tierschutzverein und die Jagdpächter im Umfeld, die sogleich gefragt werden, ob sie Wildkameras zur Verfügung stellen. Nun stellt sich jedoch die Frage, wie bekommt man seinen Hund zurück?
Als Sofortmaßnahme öffnet Frau XY das Gartentor und legt eine Futterstelle neben der Haustür an.Um zu sehen, wer dort evtl. frisst, rauaht sie den Boden mit einer Harke auf. So kann man später anhand der Pfotenabdrücke sehen, ob diese von der Größe zum entlaufenen Hund passen. Danach nimmt sie 2 Gläser mit Bockwürsten und macht einen Loch im Deckel. Dann geht sie aus einer Entfernung von 200-500 m sternförmig mehrfach auf die Futterstelle zu. Dabei tropft sie das Würstchenwasser auf den Boden und zerbröselt alle paar Meter ein paar Bröckchen Wurst und lässt sie auf den Boden fallen.
Während Frau XY die Futterstelle am Haus einrichtet, fährt ihr Mann zum Jagdpächter, um sich die Wildkameras auszuleihen. Auf den Rückweg besorgt er noch Leberwurst, grünen Pansen... alles was das Hundeherz begehrt.
Tatsächlich meldet sich nach einiger Zeit die Polizei, und meldet dass ihr Hund ca. 5 km entfernt, an einem Kinderspielplatz gesehen wurde. Familie XY setzt sich ins Auto und fährt in Ruhe zu dieser Sichtung. Sie legen dort eine Futterstelle mit besonderen Leckerlis an und installieren die erste Kamera. Dann legen sie weitere Futterstellen im Abstand von 1 - 3 km rechts oben, links oben, rechts unten, links unten an, als ab man auf einem Fünfaugen-Würfel schauen würde. die letzte Sichtung ist quasi der Mittelpunkt des Würfels. Nun besteht eine gute chance, dass der Hund zumindest eine Futterstelle findet, egal aus welcher Richtung er kommt oder wie der Wind steht.
Nimmt der Hund eine Futterstelle an, brauchen Sie weder Suchplakate aufhängen oder den Hund auf FB & co bekannt geben, denn Sie wissen ja nun, wo sich Ihr Hund befindet!!! Auf keinen Fall benötigen Sie einen Suchhund, denn der gesuchte Hund hat sich ja auf der Kamera bestätigt!!!
Und nun kommen wir noch zu einen ganz wichtigen Punkt. KEINE FANGVERSUCHE AN DER FUTTERSTELLE!!! Hier benötigt der Hund Ruhe! Wie nun weiter vorgegangen wird, ob der Hund mit Futter ins Haus gebracht oder vom Besitzer gelockt werden kann, mit der Lebendfalle oder Distanznarkose gesichert werden muss, ist Abhängig von der Situation und dem Hund. Wichtig ist erst einmal, den Hund an die Futterstelle zu binden. Machen Sie hier keine Fehler, dann haben Sie Ihren Hund meist nach 2-3 Tagen wieder auf dem Sofa.
Und noch ein kleiner Tipp. Wählen Sie die Futterstelle planvoll und stellen Sie die Kamera so auf, dass Sie keine unbeteiligten Menschen filmen. Oftmals ist ein Privatgrundstück gut geeignet, Bitte fragen Sie jedoch vorher (oftmals sind die Menschen sehr hilfsbereit und betreuen sogar die Futterstelle), und informieren Sie die Jagdpächter und das Ordnungsamt. Denken Sie immer daran, so wie man in den Wald hineinruft, schallt es heraus. Und Sie werden Unterstützer brauchen!
Nun noch ein kleiner Hinweis, um die Wichtigkeit der Futterstellen wirklich zu verstehen. Ein Hund, der in Panik entlaufen ist, muss erst einmal wieder zu sich finden. Er muss zur Ruhe kommen und das Erlebte verarbeiten. So sind Emotionen in der Stimme des Besitzers, Einfangversuche, massive Störungen an der Futterstelle... kontraproduktiv für die schnelle Hundesicherung. Der entlaufene Hund wird sich an der Futterstelle "finden", denn Nahrung ist überlebenswichtig für ihn. Wird er jedoch an der Futterstelle gestört, sucht er sich eigene Quellen. Besonders beliebt sind überfahrende Tiere an Straßen und Bahnstrecken (wobei der Hund oft selber zum Verkehrsopfer wird) oder er entdeckt sein Talent zur Jagd... Also alles Dinge, die man unbedingt vermeiden sollte.
Bitte passen Sie jeden Tag gut auf Ihre Hunde auf, damit Sie all diese Tipps gar nicht erst brauchen, jedoch ganz besonders um die Silvestertage. Und sollte doch etwas passieren, handeln Sie bitte planvoll. Denn jeder einzelne Hund hat es verdient, schnell und unverletzt wieder nach Hause zu kommen.