Ein schrecklicher Begriff.
Unter
natural wastage versteht man Ausfälle durch "natürliche Todesursachen" -
nur daß der Begriff manchmal arg weit gefaßt wird in der Rennindustrie und man
dem natürlichen Tod zur Vermeidung von Qualen oft entgegen kommt.
.................Stunden später schreib ich diesen Beitrag jetzt weiter, nachdem ich versucht habe das Original einer bei ProGreyhound eingestellten Übersetzung zu finden, die ich hier verlinken wollte. Will ich das noch? Ja, eigentlich schon, aber nicht ohne eben festzuhalten, daß die Quellenangabe schlicht falsch war.
Das Original stammt nämlich - wie so ziemlich alles, was an Kritik an der UK-Greyhound-Rennindustrie unterwegs ist - von Greyt Exploitations (und nicht wie angegeben von Shut Down Belle Vue)....................In dem gesuchten Original geht es nämlich um 4 von einem der Großmeister
des Sports, OBE Charlie Lister, trainierte Greyhounds, die binnen 12 Monaten
wegen gebrochener Beine durch den Tierarzt eingeschläfert worden sind.
Und darum soll dieses Thema gehen:
Um die Problematik der Verletzungen auf den Rennbahnen und den Umgang
damit. Weil natürlich gibt es Beinbrüche, die das Bein kosten können bei den
Belastungen, die sich aus Gewicht mal Geschwindigkeit beim Renn-Greyhound
ergeben können.
Das reduziert sich auch nicht - sic! - auf die Rennbahnen.
Auch im Freilauf als Familienhunde sind schon manche RennGreys bösartig
verletzt worden, haben sich das Genick gebrochen, Verletzungen zugezogen,
die sie monatelang zu Bettlägerigen gemacht haben.
Sind diese Hunde Familienhunde, nimmt man in Kauf, daß um das Leben des
Hundes zu schonen, der Hund Wochen oder Monate still liegen muß, man ihm
vielleicht ein Bein abnehmen muß und er in Zukunft ggf. als Invalide weiter lebt.
In der Rennindustrie ist in den meisten Fällen bei schweren Verletzungen die
Entscheidung für eine vorzeitige Einschläferung schnell gefällt. Der Hund wird
unter "natural wastage" verbucht, in Bayern würde man sagen "mit Schwund
mußt' rechnen" und dann kümmert man sich darum, einen neuen Hund zu
bekommen und zu trainieren.
Eben so, wie bei uns bei den Pferden im Reitsport. Führt die Verletzung dazu,
daß man das Pferd nicht länger reiten kann, wird da sehr oft auch bei uns für's
Einschläfern entschieden.
In den Tierschutzgruppen zum Greyhound wird das natürlich in keiner Weise
respektiert. Man wirft den Industrie-Teilnehmern Kaltherzigkeit vor, findet, daß
die Rennen abgeschafft werden müssen, weil sie Gefahren bergen für die Tiere.
An sich häre Ziele!
Nur - wie gesagt: Diese Verletzungen gibt es auch bei Greyhounds in Privathand
als Familienhund. Auch die Greyhound-Sperre kümmert sich nicht darum, wieso
und zu welchem "Zweck" jemand seinen Greyhound hat.
Greyt Exploitations rechnet nun für das Jahr auf knapp 3300 Hunde im UK hoch,
die aufgrund von Verletzung vorzeitig eingeschläfert werden. Diese Zahl sollen
wir uns merken. Denn wenn man vom unklaren Verbleib tauseder Hunde jedes
Jahr spricht, muß man alles einberechnen, was man kennt. Diese 3300 Hunde
enthalten noch nicht jene Hunde, die aufgrund von Krankheiten oder an Alters-
schwäche sterben. Nachdem ich nun grade 2 Hunde verloren habe, von denen
ich zumindest bei dem Rüden dachte, daß ich ihn noch ein paar Jahre haben
würde, und lernen mußte, daß der für die Krankheit, an der er gestorben ist im
normalen Durchschnittsalter gestorben ist, vermute ich, daß die Anzahl der Renn-
Greys, die an natürlichen Todesursachen sterben, von den Gegnern der Greyhound-
Rennen weit unterschätzt wird.
3300 Verletzungen auf der Bahn
dazu die Verletzungen in den Paddocks,
die Krankheiten,
auch Krankheiten, die eine Rennkariere verhindern wie die Blindheit meines Buben,
die Alten.
Und dann bitte zusätzlich Irland - denn das sind die Schätzungen für den GBGB.
Ich hab momentan keine Zahlen. Aber es werden viel mehr sein, als man erwartet.
Die Hunde sind ja nicht Schmusehundchen, sondern Hochleistungssportler und also
wird es genauso wie beim Menschen überdurchschnittlich viele Verletzungen geben.
Auch mehr Arthrosen z.B.
Man kann nun darüber streiten, ob es moralisch gerechtfertigt ist Hunderennen zu
veranstalten. Weil schließlich kosten die Ansprüche, denen die Hunde dort gerecht
werden müssen, einen Teil der Hunde das Leben. Das ist so und will ich hier nicht
im Ansatz in Frage stellen.
Umgekehrt ist es aber so, daß diese Art von Hunden überhaupt nur leben,
weil es diese Rennen gibt. Ich kennen keinen, der Renngreys züchten könnte auf dem
Niveau, auf dem das in der Industrie geschieht. Man könnte ein paar Würfe machen
im Jahr, der normale Hund im Haus wäre irgendein Show-Mufti mit stinkender Unter-
wolle, gerne einer von einer verdreckten Straße aus Irgendwo, damit er dort nicht
zum "natural wastage" wird - dem, was die Natur durch natürlichen Auslese
eliminiert. Das will der Begriff nämlich sagen: Natürlicher Schwund, weil die Tiere
den Ansprüchen nicht gerecht werden und sie nicht robust genug sind.
Wenn wir die Hunderennen aufgeben, wird auch der Rennhund verschwinden. Erst
in den Ländern wie Deutschland, in denen es die Greys sowieso nur als Randerschei-
nung gibt, etwas später auch aus den Ländern, in denen es bis dato einen so große
Population gibt, daß trotz reinrassiger Zucht noch ein riesiger Genpool besteht mit
einem sehr hohen gesundheitlichen Standard. Es werden die aussortiert, die nicht
gut genug sind, nicht robust genug. Übrig bleiben all jene, die den Ansprüchen
genügen. Und das sind noch immer ordentlich viele Tiere, an denen man sich doch
tatsächlich auch ohne Sport-Ambitionen erfreuen kann.
Und es muß die Frage erlaubt sein, ob eine Hundezucht, die nicht auf körperliche
Fitneß hin selektiert, moralisch vertretbar ist. Denn wenn man da Abstriche macht,
werden - ungeachtet dessen, ob es sich um Schweine, Rinder, Hühner oder Hunde
handelt - die Tiere die Folgen in Form mangelnder Gesundheit zahlen. Man kann
auch sagen, sie müssen dann ein chronisch krankes Leben führen, Leiden unter
Krankheiten, die nur entstehen, wenn man unter Tierschutz nicht den Schutz von
Tieren sondern Gefühlsduselei versteht.
Um das klar zu sagen: Ich finde auch, daß man bei einem normalen Beinbruch das
Bein wieder heilen lassen soll. Ich finde auch, daß man solche Hunde anschließend
vermitteln soll, nicht Jahre lang in irgendwelchen Kennels warten lassen soll auf
eine Vermittlung. Hunde gehören auch im Tierschutz mMn so schnell untergebracht,
wie man das guten Gewissens realisieren kann. Nur, in einem Rennen oder in der
Zucht haben die meisten nach so einem Bruch wahrscheinlich nichts mehr verloren.
Einfach weil die Belastungen im Rennen so hoch sind. Und für die Zucht soll man
die Tiere verwenden, die
wirklich gut, fit und gesund sind. Nicht die, die halt eben
grade hübsch sind.
Schönheit ist Luxus, Gesundheit und Belastbarkeit sind Lebensgrundlagen.
Die Frage ist für mich eigentlich nur, wie man mit diesem "natural wastage" in der
Rennindustrie umgeht - also ob man nicht lernen kann, vielen dieser Greyhounds ein
Leben als Haustier zu ermöglichen indem man die Brüche fachgerecht behandeln
und gut ausheilen läßt, und dann genug Begeisterte findet, die kein Problem damit
haben, daß sich der Hund mal ein Bein gebrochen hatte vorher.