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Der Mensch als Ansammlung einzelner Teile?

Begonnen von Oval 5, 11.03.2014, 04h17

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Oval 5

In den vergangenen Monaten sind mir mehrfach Forschungsprojekte über den Weg gelaufen,
die sich mit der Herstellung irgendwelcher Formen von "Ersatzteilen" für den menschlichen
Körper beschäftigen. Und ganz sicher kann man davon ausgehen, daß jeder, der in irgendeiner
Weise von den Ergebnissen solcher Studien profitiert, froh sein wird, wenn ihm geholfen werden
kann.

Da werden Möglichkeiten entwickelt, wie man Nervenzellen mit Hilfe von Spinnenfäden in die
richtige Richtung leiten kann nach Verletzungen, Zellen erforscht und gezüchtet in dem
bestreben, Knochen zu bilden etc.

Ganz aktuell bin ich über ein EU-gefördertes Projekt gestolpert, das die UNIVERSITY OF
EDINBURGH im UK koordiniert: THYMISTEM. Da versucht man, dem Thymus auf die Sprünge
zu helfen, wenn er nach vielen Jahre altersschwach geworden ist oder durch eine
Transplantation geschädigt.
Der Thymus liegt unter dem Brustbein und ist ganz wesentlich für die Funktionsfähigkeit
unserer Immunabwehr zuständig. Die Forscher versuchen jetzt also, ob sie mit Stammzellen
das ganze Organ züchten können und ob sie irgendwie entsprechende Stammzellen in großen
Mengen produzieren können, um die dann Patienten zu spritzen. 

Fein.
Wie gesagt: Für Betroffene wird das fraglos ein riesiger Fortschritt sein. Und an sich finde ich
daran auch nichts auszusetzen.

Was mich ein bisschen stutzig macht ist die Sichtweise, wie man die Probleme behandelt.
Auf der einen Seite eine Heerschar am Menschen, die die "Schulmedizin" in Bausch und Bogen
verdammen - alles nur Geldschneider, eigennützig...
Auf der anderen Seite eine Forschung, die sich immer ungeheuerlichere Ziele setzt um
spezielle Einzelbereiche der Gesundheit bei Bedarf zu verbessern und irgendwelche Lösungen
zu finden.


Meine Oma - und die ist fast 100 geworden - hat vor geschätzten 40 Jahren mal gesagt, daß
wenn es einem nicht gut ginge, man auf das Brustbein klopfen müsse. Nicht zu fest, nicht
grob, aber eben so, daß der darunter liegende Thymus irgendwie angeregt wird. So genau hat
sie das damals sicher nicht erklärt. Trotzdem hat sie genau das gemeint: Mit Hilfe der eigenen
Hände ein kleines bisschen Reizung an der Stelle zu verursachen, damit das Immunsystem in
Schwung kommt.

Ich hab einen Haufen derartige Ratschläge bekommen im Lauf der Jahre. Sinnvollere und
weniger sinnvolle. Gemeinsam war ihnen allerdings, daß es immer um den ganzen Körper ging
dabei. Nicht um Ersatzteile. Das ganze Thema Gesundheit und Medizin hatte viel weniger den
Charakter einer Autowerkstatt als mehr eines Versuchs, das verlorene Gleichgewicht wieder
einzupendeln. Ein Zentrum, einen Schwerpunkt so zu stärken, daß das gesamte System sich
selber wieder fangen kann.     

Und sicher wird auch die Unterstützung des Thymus mit Hilfe frischer Stammzellen irgendwie
das Gleichgewicht wieder herstellen.
Anders geht das mit gesund werden ja eh nicht.

Aber .. so ein bisschen ein schaler Geschmack bleibt mir schon, wenn ich dann gelegentlich
Zahlen vor Augen habe, wie viel Geld da wo hin fließt. Steuergelder.. Krankenkassenbeiträge?
Wer weiß aus welchen Töpfen das jeweilige Geld kommt. In welchem Land wer den Mehrwert
geschaffen hatte, der da jetzt ausgegeben wird für diese "Ersatzteilmedizin".
Wird denn dann für diesen jemanden auch das Geld da sein, ihm diese Verjüngungskur für
sein Immunsystem zu finanzieren, wenn er mal älter ist? Oder finanzieren da schlecht
verdienende Menschen auf der ganzen Welt die Forschung für das ewige Leben, den
Jungbrunnen Überprivilegierter?
Und.. wollen wir das überhaupt - so ein ewig junges Leben?
Fehlt da nicht irgendwie das Recht auf Versagen? auf alt werden dürfen? gebrechlich? krank?
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